Langendreer. . Zwei Ordensschwestern, Milva Caro und Maria Luisa Passon, leben im Gemeindehaus in Langendreer. Sie kümmern sich in erster Linie um Migranten. Doch speziell die Jüngere, Milva Caro, hat für Langendreer eine große Idee: ein buntes, interkulturelles Fest auf dem großen Kirchplatz von St. Marien.
Dienst an und für Migranten ist die selbst gewählte Aufgabe der „Kongregation der Missionsschwestern vom heiligen Karl Borromäus für die Ausgewanderten“, die sich nach ihrem Ordensgründer Giovanni Battista Scalabrini „Scalabrinierinnen“ nennen. Der mit ca. 650 Schwestern weltweit tätige Orden hat aktuell auch einen Standort in Bochum: Schwester Milva Caro teilt sich mit Ordenskollegin Maria Luisa Passon eine Wohnung im Obergeschoss des Gemeindehauses an der Alte Bahnhofstraße 182.
Während sich Maria Luisa Passon aufs Altenteil zurückgezogen hat, ist Caro im Bistum Essen zuständig für das Referat „Interkulturelle Jugendpastoral“ und in dieser Funktion laufend in Kontakt mit Migranten. Beim Bürgerfest „Bänke raus“ am Alten Bahnhof präsentierten sich die Schwestern mit einem Infostand, verteilten Kekse – und boten den Gästen die schöne Gelegenheit, sich mit Papst Franziskus fotografieren zu lassen, der ebenfalls beim Bürgerfest anzutreffen war. Allerdings nur als „Pappkamerad“.
„Der deutsche Staat tut viel für Migranten und Flüchtlinge“, sagt die 45-Jährige Milva, in deren Adern italienisches Blut fließt, „aber er hat das Potenzial, noch viel mehr zu tun“. Sie erinnert an ihren Ordensgründer, der schon 1888 die ersten Priester nach Brasilien und Argentinien schickte, um die Italiener dort zu betreuen, die um die 80er Jahre des 19. Jahrhunderts zu Hunderttausenden nach Südamerika ausgewandert waren.
Fünf muttersprachliche Gottesdienste werden in Bochum angeboten
„Hier gibt es nicht einmal einen Priester, der unsere Toten beerdigt“, schrieben die Auswanderer damals. „Deshalb fuhren manche Priester zwischen den Kontinenten regelrecht hin und her“, erzählt Schwester Milva, „um die Emigranten schon auf der langen Reise Unterstützung und spirituellen Beistand zu geben.“ Denn Ausbeuter und Schlepper, so Milva weiter, „gab es schon damals“. Sie nahmen die Auswanderer für viel Geld an Bord, segelten ein paar Tage durchs Mittelmeer und setzten die hilflosen Menschen dann einfach irgendwo an Land.
Begründer der Seelsorge für Auswanderer
Giovanni Battista Scalabrini, der Begründer der italienischen Auswandererseelsorge, war Bischof von Piacenza. 1997 wurde er seliggesprochen.
Schwester Milva wäre beinahe die 100. Scalabrinierin in Europa geworden. Das klappte aber nicht, weil vorher eine Mitschwester starb. Sie fährt 500 Kilometer pro Woche, hilft bei der Organisation von Festen.
„Alle diese Flüchtlinge wollten, so wie die afrikanischen Flüchtlinge heute, dem Hunger in ihrer Heimat entfliehen“, sagt Milva. „Sie suchten in der Fremde ein neues Leben mit einer besseren Zukunft.“ Fast jede Gemeinde in Italien habe im Zuge dieser Auswanderungswelle zehn Prozent ihrer Einwohner verloren.
Milva Caro kümmert sich allerdings vorwiegend um die muttersprachlichen, katholischen Gemeinden und Gottesdienste, von denen es im Bistum 13, in Bochum allein fünf gibt. In Bochum gibt es Gottesdienste in Tamilisch (St. Marien Langendreer), Polnisch (St. Joseph, Mitte), Kroatisch (Hl. Kreuz, Grumme), Italienisch und Spanisch (beide St. Joseph Hiltrop). Mit diesen und vielen anderen Menschen möchte sie schon bald ein buntes, interkulturelles Fest auf dem großen Kirchplatz von St. Marien Langendreer veranstalten. „Und das werde ich auch hinbekommen.“