Laer. . Der Stadtteilinitiative Laer wurde die seltene Ehre zuteil, das Möbelhaus Hardeck an der Wittener Straße zu besichtigen. Der Chef persönlich, Karl-Ernst Hardeck, nahm sich Zeit und führte die Gäste durch sein riesiges Reich. Dabei erfuhren die Besucher aus der Nachbarschaft viel über den Familienbetrieb – und Hardeck selbst.

Ein Besuch im Möbelhaus Hardeck ist fast jeden Tag möglich, eine vom Chef des Hauses persönlich geführte Besichtigung dagegen eher die Ausnahme. Der Stadtteilinitiative Laer wurde dieser seltene Genuss nun zuteil. Knapp zwei Stunden nahm sich Karl-Ernst Hardeck für seine Gäste aus der Nachbarschaft Zeit, um ihnen interessante und intime Einblicke in die Möbelwelt zu liefern.

Los geht es vor Haus 2, wo Karl-Ernst Hardeck die Gruppe persönlich in Empfang nimmt. Die ersten Schritten führen durch die Küchenabteilung. „Unser Herzstück“, sagt Hardeck, ohne aber groß ins Detail zu gehen. Die Führung soll ja keine Verkaufsveranstaltung sein.

Ein paar Meter weiter, durch eine Tür durch, bekommen die 22 Besucher bereits etwas zu sehen, was den Kunden verborgen bleibt: das Lager mit den zum Werner Hellweg hin liegenden Rampen. „Hier kommt die Ware von unserem Lager an der Industriestraße an und wird auf die drei Häuser verteilt“, erklärt Hardeck.

„Die B 226 ist die einzige Bundesstraße Deutschlands, die überbaut wurde“

Über Wiemelhausen und Werne nach Laer

Am 1. September 1937 wurde das Unternehmen von Karl-Ernst Hardecks Großeltern an der Clemensstraße gegründet. Nach dem Krieg ging es in Werne an der Ecke Nörenbergstraße/Werner Hellweg weiter. Die Ausstellungsfläche erhöhte sich im Laufe der Jahre von 300 auf 6000 Quadratmeter.

1984 bot sich dann die Möglichkeit, sich am jetzigen Standort in Laer niederzulassen.

Unter anderem per Lastenaufzug, den nun die Besuchergruppe nutzen darf. „Da fühle ich mich doch gleich wie ein Wohnzimmerschrank“, scherzt Jutta Jacobi auf der Fahrt in den Wohnbereich. Auf der 2010 errichteten Brücke über die Wittener Straße geht es ins Haus 3. „Die B 226 ist die einzige Bundesstraße Deutschlands, die überbaut wurde“, weiß Karl-Ernst Hardeck zu berichten. Was viele der Gäste auch nicht wussten: Das Haus 3 kommt ohne Belüftungsanlage aus. Hardeck: „Die Luft wird gemessen und die Fenster gehen nach Bedarf auf.“

„Zu Möbeln sage ich jetzt mal nichts“

„Zu Möbeln sage ich jetzt mal nichts“, bleibt Hardeck auch weiter seiner Linie treu. Viel lieber geht er auf die bauliche Entwicklung des Möbelhauses ein. So gesehen ist die Besichtigung ein Spaziergang durch die Jahrzehnte: Nach Haus 2 (1984 errichtet und 1989 erweitert) und dem neuen Haus 3 geht es nämlich jetzt ins Haus 1, das im Jahr 2000 gebaut wurde. „Wir nennen es Haus 1, weil es unser Haupthaus ist. Insgesamt haben wir hier 40000 Quadratmeter reine Ausstellungsfläche“, erklärt Karl-Ernst Hardeck. Der Mitnahmemarkt Hardi und das Lager an der Industriestraße seien 1993 entstanden.

Abschließend geht es noch einmal ganz nach oben, in einen Nebenraum der Cafeteria, wo Karl-Ernst Hardeck noch viel zu erzählen hat (siehe Zweittext). Auch Kritik nimmt er gerne auf. Etwa dass das hausinterne Wegweiser-System verwirrend sei. Eine Überarbeitung habe man auf dem Schirm, so Hardeck. Der von ihm sehr geschätzten Stadtteilinitiative gibt der sonst eher scheue Möbelhaus-Chef mit auf den Weg, „bei besonderen Wünschen gerne zu helfen, wo ich helfen kann“.

Hardeck über Kindergarten, Ostpark und Opel 

Den Stadtteil betreffend macht sich Karl-Ernst Hardeck weit über sein Möbelhaus hinaus Gedanken. Vor allem für die Ostpark-Bebauung (geplante 1100 neue Wohneinheiten in Altenbochum und Laer) zeigt er kein Verständnis. „Man sollte zunächst Ansiedelung auf den frei werdenden Opelflächen schaffen und erst danach über weitere Bebauung nachdenken. Es ergibt keinen Sinn, weiteres Grün zuzubetonieren, wenn es noch ausreichend betonierte Flächen gibt.“ Hoffnung, dass es so kommt, hat Hardeck kaum: „Ich denke, es wird einfach gemacht.“

Der von Karl-Ernst Hardeck geplante Neubau des ev. Kindergartens am jetzigen Standort (wir berichteten) liegt vorerst auf Eis. Grund: das Gelände ist zu klein. Bauen möchte Hardeck weiterhin, allein der vielen Mitarbeiter mit Nachwuchs wegen. Gut vorstellbar wäre für ihn ein neuer Kindergarten auf dem Opelgelände. „Dort sind viele Grünflächen geplant, da wäre man freier.“ Optimal findet Hardeck auch die Anbindung über die Fußgängerbrücke. „Doch genau diese will die Stadt entfernen.“ Bis die Standortfrage geklärt ist, würden laut Hardeck bestimmt noch zwei Jahre ins Land ziehen.

Gerne würde Karl-Ernst Hardeck auch sein Möbelhaus auf die Opelfläche erweitern. Nicht für weitere Verkaufsfläche. „Wir möchten wesentliche Funktionsbereiche dorthin verlagern“, so Hardeck. Gespräche würden bereits geführt. Aber auch hier ziehe sich der Prozess über Jahre hin.