Altenbochum. . Der frühere Stadionsprecher Erwin Steden trägt nicht nur den VfL im Herzen. Seit Jahren kümmert er sich auch um das Wohl vieler Kinder. Davon profitiert unter anderem VfL-Nachwuchsstürmer Ulrich Bapoh Luic

Wenn Ulrich Bapoh Luic, talentierter Kicker der U17-Jugendmannschaft, den VfL Bochum in ein paar Jahren wieder in die Bundesliga schießen sollte, hat ein Mann einen besonderen Anteil daran: Erwin Steden. Vor vier Jahren nahm der frühere VfL-Stadionsprecher und -Jugendleiter den damals elfjährigen „Uli“ als Vormund unter seine Fittiche. Seither geht es für den 15-Jährigen nicht nur schulisch bergauf. Auch auf dem Platz, speziell beim Torabschluss, zeigt Uli deutlich Fortschritte. Dank der Deutsch-Nachhilfe von Erwin Steden.

„Dass Uli Fußball spielen kann, habe ich sofort gesehen. Doch er ließ zu viele Chancen liegen“, berichtet Erwin Steden. Also gab er Ulrich bei der wöchentlichen Übungseinheit in Stedens Wohnzimmer ein Lehrbuch zur Hand und ließ ihn einen Aufsatz darüber schreiben, wie er mehr Tore schießen kann. „Und das hat er dann in die Tat umgesetzt“, freut sich Steden. „Beim nächsten Spiel habe ich mich echt gewundert, wie super das mit ihm vor dem Tor plötzlich klappt.“

Schmunzelnd erinnert sich Steden daran, wie er Ulrich Bapoh Luic kennenlernte: „Sein Trainer kam zu mir und meinte, er habe da eine Granate, allerdings schwer zu erziehen. Kurz darauf lernte ich seine Mutter kennen und wir vereinbarten eine private Vormundschaft.“ Beim ersten Aufeinandertreffen fragte Ulrich: „Sind Sie jetzt mein Stiefvater?“ Aushilfs-Papa, findet Steden, treffe es wohl eher.

„Ohne ihn wüsste ich heute sicher nicht, wer Willy Brandt war“

Und als solcher kümmert sich der Altenbochumer in erster Linie um schulische Belange. Mit Erfolg. Das sieht auch Ulrich so. „Früher habe ich die Schule nicht ernst genommen“, gibt er zu. „Dann kam Herr Steden und sagte, ich bräuchte einen Plan B, falls es mit der Profi-Karriere nicht klappen sollte.“ Weise Worte, die offenbar Gehör fanden. Ulrich, der die Willy-Brandt-Gesamtschule in Werne besucht, kommt jetzt in die zehnte Klasse und will – trotz aller Träume, Profi zu werden – das Abitur machen. „Herr Steden hat mir viel beigebracht“, sagt er. „Ohne ihn wüsste ich heute sicher nicht, wer Willy Brandt war.“

Stedens bekanntester Zögling

Bereits in den 50er Jahren, als er wegen Problemen mit den Bronchen nicht mehr aktiv Fußball spielen konnte, begann Erwin Steden damit, nebenher zur Jugendarbeit beim VfL Vormundschaften für Kinder zu übernehmen. Aktuell betreut er zehn Kinder und Jugendliche.

Stedens Engagement ist ehrenamtlich. „Ich mache das alles kostenlos.“ Sein Antrieb: „Die Entwicklung der Kinder zu sehen, die Freude darüber, dass sie nicht auf die schiefe Bahn geraten sind und der Stolz darauf, wenn sie einen guten Schulabschluss geschafft haben.“ Und außerdem, so Steden, käme auf diese Weise in seinem Leben keine Langeweile auf.

Sein bekanntester Zögling war Sebastian Schindzielorz, jahrelang Publikumsliebling der VfL-Bochum-Anhänger. Insgesamt bringt es Steden auf rund 50 Vormundschaften.

Auch zwischenmenschlich trägt die Zusammenarbeit Früchte. „Anfangs war in Ulis Zeugnis vermerkt, er habe keinen Respekt vor Lehrern und Mitschülern“, weiß Erwin Steden noch. „Das stand nie wieder in einem seiner Zeugnisse.“ Trotz seiner inzwischen 80 Jahre scheint Steden also nach wie vor einen guten Draht zu den Kids und Jugendlichen zu haben. „Er ist ziemlich locker“, charakterisiert Ulrich, „kann aber auch streng sein.“ Missen möchte der Teenager seinen väterlichen Freund jedenfalls nicht mehr. „Herr Steden ist sehr wichtig für mein Leben. Er gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein.“

Einmal pro Woche schneit Uli bei Erwin Steden rein. Dann wird gelernt, über Probleme geredet, und natürlich über Fußball, speziell den VfL. „Seit ich Ulrich kenne, schaue ich mir seine Spiele lieber an als die der Profis“, gesteht Steden. „Und nach jedem Spiel kommt er zu mir und fragt, wie gut er war.“ Nun, auf jeden Fall torgefährlicher als früher.