Langendreer. . Christian Köhn zog einst aus, um Karriere als Pianist zu machen. Jetzt zieht es ihn für ein Konzert nach Langendreer zurück. In die Kirche, wo er getauft wurde
Er ist so ein bisschen der verlorene Sohn der Familie. Drei der vier Köhn-Brüder haben Langendreer bis heute die Treue gehalten. Nur den vierten im Bunde, Christian, zog es mit 19 Jahren hinaus in die weite Welt – nach Detmold. Dort wurde der heute 51-Jährige mit Beginn des Studiums sesshaft, machte Karriere als Musiker und ist längst ein international angesehener Pianist.
In seiner Heimat Langendreer ist der beruflich sehr eingespannte Christian Köhn nur noch selten. Meist beschränken sich seine Kurzbesuche aufs Private. Nun aber, am nächsten Donnerstag, 19. Juni, gibt Köhn erstmals seit ewigen Zeiten mal wieder ein Konzert in Langendreer. Auf Einladung von KulTurm, dem Verein zur Förderungs der Musik in der Christuskirche, in dem Werner Köhn (48), Christians jüngerer Bruder, seit zwei Jahren im Vorstand sitzt. „Ich wurde gebeten, meinen Bruder für ein Konzert bei uns zu gewinnen“, erzählt Werner. Lange bitten musste er nicht.
„Ich freue mich sehr“, sagt Christian Köhn, zumal ein Auftritt in der Christuskirche für ihn eine ganz besondere Bedeutung hat: „Hier wurde ich getauft, hier wurde ich konfirmiert und hier bin ich auch das letzte Mal in meiner Kindheit in Langendreer aufgetreten. Mit dieser Kirche sind schon sehr viele Erinnerungen verbunden.“
Viele Freunde hätten sich bereits für den Konzertabend angekündigt, sagt Christian Köhn voller Vorfreude. Alte Weggefährten aus der Lessing-Schule oder der damaligen Theatergruppe der Gemeinde, die er sonst nur an Weihnachten sieht, wenn er die Heimat besucht. „Dann gehen wir immer in unsere frühere Stammkneipe im Bahnhof Langendreer“, verrät Köhn.
Vielleicht auch deshalb, weil Peter Köhn, der älteste der Köhn-Brüder, dort Gastronom ist. Die Köhns verbindet übrigens nicht nur ein ausgesprochen gutes Verhältnis untereinander, sondern vor allem die Musik. Peter (54) spielt Keyboard in einer Coverband, Werner ist Geiger im Philharmonischen Orchester Hagen, Thomas (49) spielt Klarinette und Saxofon und ist Bezirksmusikschulleiter in Langendreer.
Das musikalische Talent wurde den vier Jungs schon in die Wiege gelegt. „Meine Mutter hat sehr gerne und gut gesungen“, erzählt Christian. „Und mein Vater, der 1982 gestorben ist, hat toll Klavier gespielt. Ihm habe ich nachgeeifert.“
Obwohl geografisch weit weg, hat Christian Köhn, seit 2005 Dozent an der Musikhochschule Detmold, das Geschehen in Bochum immer im Blick. Die Probleme von Opel etwa. Oder das Musikzentrum. „Schön, dass es gebaut wird. Einige meiner früheren Studenten spielen inzwischen bei den BoSy.“
Den Schritt nach Detmold hat Christian Köhn dennoch nie bereut. „Ich fühle mich sehr wohl hier. Die Stadt hat eine hohe Lebenqualität. Hier spielt auch die Musik eine sehr große Rolle.“ Und doch gibt es etwas, was er vermisst: die Menschen im Ruhrgebiet. „Die Ostwestfalen sind halt ein ganz anderer Schlag. Umso mehr freue ich mich, bald wieder einen vertrauten Dialekt zu hören.“