Altenbochum. . Seit einem halben Jahrhundert arbeitet Reinhard Sokol in der Tischlerei Dickerhoff in Altenbochum. Demnächst geht es in Rente. Doch ganz ohne Holz kann er nicht. Und so wird er auch künftig noch so manches antike Möbelstück restaurieren. Nebenbei – im Unruhestand
Am Wochenende wurde in der Tischlerei Dickerhoff in Altenbochum gefeiert. Ein Bierwagen wurde herangekarrt, eine Tanzfläche errichtet und dort, wo sonst gearbeitet wird, eine schöne Zeit verbracht. Im Mittelpunkt stand ein Mann, der dem Betrieb seit 50 Jahren die Treue hält: Möbelschreiner Reinhard Sokol. „Dieses tolle Jubiläum wollten wir so feiern, wie es dem Reinhard am liebsten ist – mit einem lockeren Fest“, erzählt Geschäftsführer Bernward Dickerhoff.
Dickerhoff selbst war gerade einmal ein Jahr alt, als Reinhard Sokol in Altenbochum anfing. Und ahnte noch nicht, dass er den Betrieb später einmal von seinem Vater übernehmen würde. „Ich weiß noch, wie du schreiend im Kinderwagen gelegen hast“, blickt Reinhard Sokol lachend zurück.
Die Lehrjahre waren auch für ihn keine Herrenjahre. Dass er als Stift noch wenig Erfahrung hatte und viele Fachbegriffe noch nicht kannte, wurde von den „alten Hasen“ schon mal ausgenutzt. „Einmal wurde ich am 1. April in eine Gärtnerei geschickt, um einen Böschungshobel zu besorgen. Naiv wie ich war habe ich das natürlich gemacht . . .“, gibt Sokol eine Anekdote zum Besten.
Mann der Tricks und Tipps
Heute, mit 64, und nach 50 Dienstjahren, macht ihm niemand mehr etwas vor. Im Gegenteil, Reinhard Sokols Rat ist immer wieder gefragt: „Heute weiß doch keiner mehr, wie man einen Rundzylinder auseinander kriegt. Dann komme ich ins Spiel“, erklärt Sokol. „Er ist der Mann der Tricks und Tipps“, lobt Bernward Dickerhoff. Sokol hat sich im Laufe der Jahre natürlich auch weitergebildet. „Mein Handwerk ist vielseitiger geworden. Schreiner müssen heute alles können“, sagt er. „Früher ging es in erster Linie um Holz, mittlerweile kamen andere Materialien wie Alu, Glas oder Stahl hinzu.“
Tischlerei wurde 1880 gegründet
Die Tischlerwerkstatt Dickerhoff wurde 1880 von Johann Dickerhoff in Altenbochum gegründet. Bernward Dickerhoff übernahm 1992 zusammen mit seinem Vater die Geschäftsführung und führt nach dessen Tod 2007 den Betrieb allein.
Größter Kunde ist die Stadt Bochum. Bernward Dickerhoff: „Wir machen viel für Schulen.“
Als Reinhard Sokol aus der Volksschule kam, stand er vor der Entscheidung: Opel, das damals in Bochum ansiedelte, oder Handwerk? „Mein Vater riet mir, ins Handwerk zu gehen. Früher sagte man ja, das habe einen goldenen Boden“, schmunzelt der dreifache Familienvater. Opel verabschiedet sich nach 50 Jahren. Und auch Sokol geht dieses Jahr in Ruhestand.
„Faulenzen werde ich aber bestimmt nicht“, sagt er. Zu Hause in Witten-Stockum gebe es ja immer etwas zu tun. Dort hat er auch das Schlafzimmer und den Wohnzimmerschrank selbst geschreinert. Und es bleibt mehr Zeit fürs Enkelkind. Ganz ohne „seinen“ Betrieb wird Reinhard Sokol wohl aber auch nicht können: „Nebenbei kann ich ja vielleicht noch ein paar Restaurationen übernehmen.“ Das Holz lässt ihn nicht los.