Gisela Wulf (75) gibt ihr Optik-Unternehmen an der Alten Bahnhofstraße auf.Im Geschäftszentrum gibt es weitere Veränderungen


Langendreer. Das hat die Menschen am Alten Bahnhof wirklich geschockt: Gisela Wulf hat ihr Optiker-Geschäft abgeschlossen und ist einfach nach Hause gegangen. Auf einem Zettel im (zugeklebten) Schaufenster ist der Dank an ihre Kunden zu lesen. Und der Hinweis: „Es ist soweit - zum Ende diesen Monats verabschiede ich mich schweren Herzens in den Ruhestand…“

Fast 36 Jahre war die engagierte Geschäftsfrau im Stadtteil zu Hause und hat so manchem Bürger vor Ort dazu verholfen, dass er wieder richtig sehen konnte. Optik Wulf war eines der traditionsreichsten Geschäfte in Langendreer: Es wurde 1875 an der Alten Bahnhofstraße 191 von Wulfs Großeltern gegründet, war also bis heute fast 140 Jahre an der gleichen Stelle.

„Irgendwann muss mal Schluss sein“, sagt Gisela Wulf im Gespräch mit der WAZ. Ein Nachfolger, um den sie sich seit zwei, drei Jahren intensiv bemühte, ist nicht in Sicht. Zwei Interessenten gebe es wohl noch, aber, so sagt sie, „ich glaube nicht, dass es damit etwas wird.“

Schon seit Mitte Januar hatte die Geschäftsfrau ihre ungläubigen Kunden auf das Ende hingewiesen. Und die hatten Blumen und Wein vorbeigebracht. „Das konnte ich sehr schnell nicht mehr ertragen“, sagt Wulf. Der Abschiedsschmerz ist durchaus spürbar.

Beim Einkaufen sei sie von einem Mann angesprochen worden: „Sie können doch nicht einfach so aufhören.“ Sie habe ihn nach seinem Alter gefragt, was der Mann mit 72 angab. „Und?“, konterte sie. „Wollen sie noch arbeiten?“ „Natürlich nicht!“ sagte der Mann. - Gisela Wulf feierte Anfang Januar ihr 75. Geburtstag.

Der Weggang der Optikerin ist nicht die einzige aktuelle Veränderung im Geschäftszentrum Alter Bahnhof. Auch die Eisdiele im gerade versteigerten Eckhaus Alte Bahnhofstraße/Eislebener Straße macht dicht. Die Inhaber Angela und Filippo Garrubbo ziehen allerdings „nur“ um.

„Unser Mietvertrag, der eigentlich bis 2018 laufen sollte, wurde gekündigt.“ Die beiden renovieren bereits die seit Jahren leer stehende Kneipe an der Alte Bahnhofstraße 121, am Geschäftszentrum Kaufpark, und wollen „so schnell wie möglich dort neu starten“.

Auf der gleichen Straße, ein paar Meter weiter, gewinnt das Viertel, völlig überraschend, einen Mieter aus der City. 30 Jahre war der Langendreerer Wolfgang Partmann mit seinem „Schmuckkästchen“ in der Drehscheibe zu Hause, wo er seinen Vertrag nicht mehr verlängerte. Am 1. März eröffnet er neben der Park-Apotheke im Haus Nummer 161. Auch der Leerstand direkt nebenan – so steht es auf dem Schaufenster – wird am 15. März beendet sein: Hier soll der Katmershop eröffnet werden – mit Zubehör für Handy und Computer sowie Modellbau geben.