Langendreer. . Verein mit Sitz in Langendreer unterstützt seit einem Jahr obdachlose Jugendliche aus Bochum und Umgebung. Jetzt wird das Angebot durch neue Räume erweitert

Vor gut einem Jahr stach der Flotte e. V. in See. Ziel: Obdachlosen und auf die schiefe Bahn geratenen Jugendlichen aus ganz Bochum und Umgebung einen neuen Heimathafen zu bieten und sie beim Neustart ins Leben zu unterstützen. Die Bilanz nach zwölf Monaten ist positiv. Der Verein hat ordentlich Fahrt aufgenommen und nun sogar noch neue Räume angemietet, in denen weitere junge Erwachsene Platz finden.

Bisher waren sechs Jugendliche in einem Altbau an der Hauptstraße nahe der Matrix untergebracht. Zwei von ihnen ziehen in die neue Bleibe ein, wenige Hundert Meter weiter die Straße runter Richtung S-Bahnhof. Dort, wo auch das Büro der Flotte sein wird. In ein paar Tagen schon. Derzeit wird bereits kräftig gewerkelt und renoviert, um die neuen Räumlichkeiten nach eigenen Vorstellungen herzurichten.

„Einen Platz in der Drei-Zimmer-Wohnung haben wir dort auch noch frei“, freut sich Michaela Tomaschewski über die räumliche Vergrößerung. Die Flotten-Chefin hat für sich und ihr Team – die Sozialpädagogen Christian Michaud (35) und Dana Grimmenstein (31) – die Etage darunter angemietet. „Mit Einzelberatungszimmer und einem Gruppenraum, das hat uns im alten Büro schräg gegenüber gefehlt“, erzählt die 34-Jährige.

Größtes Problem: die Finanzen

„Wir bieten den Jugendlichen Hilfe zur Weiterentwicklung“, erklärt Michaela Tomaschewski das Konzept der Flotte. „Bei den jungen Menschen, wo das Jugendamt die Segel streicht und die üblichen Angebote nicht ausreichen, kommen wir ins Spiel“, fügt Christian Michaud an. Für viele sei der letzte Lebensmittelpunkt die Notschlafstelle gewesen.

Nun aber haben Kevin, Rouven, Dominic, Steven & Co. wieder eine echte Adresse, bilden mit Gleichaltrigen eine Art WG und haben sogar Ersatzeltern. „Zumindest gehen wir als solche durch“, lacht Michaela Tomaschewski, um aber gleich wieder ernst zu werden: „Viele unserer Jungs haben ja den Kontakt zur Familie abgebrochen.“

Möbel dringend gesucht

Um die neuen Räume möblieren zu können, bittet die Flotte um Spenden: Eine kleine Küche wird benötigt, leihweise ein Transporter, dazu Elektrogeräte wie Staubsauger, Radio, TV, DVB-T-Empfänger. „Vor allem aber Geld“, redet Michaela Tomaschewski nicht drum herum.

Kontakt: Tel. 87 98 49 71 oder www.zurflotte.de

Das größte Problem der Flotte sind die Finanzen: „Wir kämpfen jeden Tag darum, dass unsere Betreuungsstunden übernommen werden“, schildert Michaela Tomaschewski und listet die Leistungen ihres Teams auf: klassische Erziehungsarbeiten, hohe Beratungsdichte, ständige Erreichbarkeit. „Ein Anruf – auch nachts – und ich stehe auf der Matte“, sagt Christian Michaud.

Alle wollen an Bord bleiben

Die Jungs wissen diesen Einsatz zu schätzen. Und auch die Hilfe, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Rouven etwa, 21 Jahre alt, habe sich toll entwickelt, lobt Michaela Tomaschewski. „Er hat einen Job als Koch so gut wie sicher und ist auch bald so weit, auf eigenen Beinen zu stehen.“ Auch Dominic (19) hat wieder neuen Lebensmut und sieht seine Zukunft als Mediendesigner. Steven (16) möchte Kfz-Mechaniker werden. Für sie alle steht fest, dass sie an Bord der Flotte bleiben. Bis sie bereit sind, ihr eigenes Schiff zu steuern.