Langendreer. . Die Katholiken aus St. Marien, St. Bonifatius und St. Ludgerus in Langendreer sollen zu einer Einheit werden. Ein Name wird noch gesucht, die drei Standorte bleiben. Sagt Pastor Michael Kemper im Interview, in dem er auch ein paar Einblicke in sein Privatleben gewährt.

Vor gut einem Jahr trat Michael Kemper (52) seinen Dienst als neuer Pastor der katholischen Gemeinden St. Marien, St. Bonifatius und St. Ludgerus an. Zeit also, erste Bilanz zu ziehen. Zum Gespräch empfängt Kemper die WAZ im Gemeindehaus St. Marien, das, wie wir gleich zu Beginn erfahren, bald abgerissen wird.

Herr Kemper, warum fällt das Gemeindehaus der Abrissbirne zum Opfer?

So schön das Gebäude auch ist – eine Sanierung ist einfach zu teuer. In drei bis vier Jahren soll hier ein neues, größeres Haus stehen, das Platz für Altenwohnungen, aber auch für Gemeindebüro und Dienstwohnung bietet.

Und Sie wohnen bis dahin in Ihrer Übergangswohnung in Gerthe?

Nein. Ich hoffe Ende des Monats ins Gemeindehaus St. Ludgerus in Kaltehardt ziehen zu können. Das wäre dann zwar auch nur übergangsweise, aber immerhin auch ein Fortschritt, schon mal hier im Stadtteil zu wohnen.

Erstmals in Langendreer müssen sich die kath. Gemeinden einen Pastor teilen und sollen sich aufeinander zubewegen. Wie nah sind sich die Gemeinden inzwischen?

Das geht nicht von heute auf morgen. Wir arbeiten aber schon in diese Richtung. Samstags gibt es z.B. eine gemeinsame Vorabendmesse. Und auch für die Ferienfreizeit haben wir bewusst Familien aller Gemeinden angesprochen.

Wie geht es nun weiter?

Ziel ist ganz klar die Gemeindezusammenführung unter Beibehaltung aller drei Standorte; unter einem gemeinsamen Namen, der allerdings noch nicht feststeht. Gerade erst wurden die Gemeinderäte für vier Jahre neu gewählt. Ich könnte mir vorstellen, dass wir in dieser Zeit zu einer Entscheidung kommen und am Ende dann nur noch einen gemeinsamen Gemeinderat wählen.

Was halten die Gemeindemitglieder von diesem Schritt?

Viele finden es vernünftig, die Kräfte zu bündeln. In beiden Gemeinden ist eine deutliche Motivation zu spüren, diesen Weg mitzugehen. Es gibt aber auch Bedenken angesichts der starken Eigenleben innerhalb der einzelnen Gemeinden. Oft ist da – gerade zwischen St. Marien und St. Bonifatius – von „denen da unten“ und „denen da oben“ die Rede. Wir sollten versuchen, diese Unterschiede nicht als Trennung, sondern als Bereicherung zu sehen. Deshalb gehen wir die ganze Sache sehr behutsam an.

Wie sieht es innerhalb der Gemeinden mit Nachwuchs aus?

Der Gemeinderat in St. Bonifatius ist recht jung – das werte ich schon mal als gutes Zeichen, dass auch junge Menschen mitgestalten wollen. Insgesamt haben wir derzeit 9300 Gemeindemitglieder. Taufen gibt es recht viele, an die 30 bis 40 pro Jahr, aber leider auch doppelt so viele Beerdigungen. Toll ist, was das jugendpastorale Zentrum Trinity in St. Ludgerus jungen Menschen anbietet. Hier haben 30 junge Erwachsene ein Stück Heimat gefunden. Ziel muss aber sein, noch mehr junge Leute neugierig auf Kirche zu machen.

Ein Ziel bei Ihrem Antritt war auch, die Ökumene voranzutreiben.

Zur evangelische und freien evangelischen Gemeinde sind gute Kontakte entstanden. Die ökumenische Krippenfeier in St. Marien war ein großer Erfolg. Ein gutes Signal, dass Christen in Langendreer durchaus auch etwas gemeinsam auf die Beine stellen können.

Sie sind Essener und aus Duisburg in unsere Stadt gewechselt. Nach einem Jahr: Wie gefällt’s Ihnen?

Bochum hat viele reizvolle Dinge zu bieten, allein, wenn ich an das kulturelle Leben denke. Ich nutze gerne die vielen Angebote, gehe ins Theater, zu Konzerten der BoSy. Zum Jahreswechsel war ich beispielsweise erst beim Silvesterkonzert im Audimax und anschließend auf dem Tippelsberg.

Und wie sagt Ihnen speziell Langendreer zu?

Ich finde den Stadtteil sehr interessant und bin gerne hier Pastor. Das Langendreerer Ambiente ist sehr schön und ich mag die Architektur, etwa die Häuser am Alten Bahnhof. Überhaupt scheinen die Menschen hier gerne zu wohnen. Das ist für uns als Kirche eine gute Ausgangsbasis. Denn wer sich wohlfühlt, ist auch eher bereit, sich einzubringen – nicht nur in den Kirchen. Das kann man gut in der Caritasarbeit ablesen. Wir haben dort sehr viele engagierte ehrenamtliche Helfer.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Ich mache gerne Musik, spiele Klavier, ein bisschen Gitarre und Orgel. Ich lese viel – gerne Krimis, aber auch theologische Wälzer – und fahre viel Rad. Das verbinde ich mittlerweile auch mit dem Urlaub. Dann fahre ich mit dem Zug innerhalb Deutschlands irgendwo hin und mit dem Rad wieder zurück.