Werne. . Die Bewohner des Seniorenzentrums der Awo-Werne hatten tierischen Besuch. Zirkus Lieberum spielt im Vorgarten der Einrichtung

Nanu, wer steht denn da auf dem Flur? Große brauen Knopfaugen und Strubbelfrisur. Wer sich da auf den Gängen des Awo-Seniorenzentrums Werne rumtreibt, das wissen die Bewohner genau: „Max! Da bist du ja wieder“, ruft Rüdiger Ancher aufgeregt. Max ist aber nicht etwa sein Enkel, sondern ein Lama. Und er sehr zahmes dazu.

„Eigentlich ist Max ein Alpaka. Das ist einer Untergattung der Lamas“, weiß der Rentner, der schon eine ganze Weile auf der Terrasse auf seinen tierischen Freund gewartet hat. „Letztes Jahr hatte er noch kurzes Fell“, erinnert sich Ancher. „Wir scheren ihn alle zwei Jahre“, erklärt Christian Lieberum. Warm ist dem genügsamen Wiederkäuer aber nicht. „Das Fell wirkt wie eine Isolierschicht“, so der Zirkusdompteur weiter. Die Senioren sind ganz Ohr und können es kaum abwarten, Max endlich zu streicheln.

Vierter Besuch in Werne

Schon zum vierten Mal ist der Liebling der Bewohner in Werne zu Gast. Jedes Jahr kommt er mit dem Zirkus Lieberum zur Awo Auf der Kiekbast und begeistert die Senioren. „Er ist so lieb und sein Fell so weich“, schwärmt Hildegard Augustinowicz, während sie dem tierischen Besucher durch das Fell streicht. Angst, dass er sie anspucken könnte, hat sie nicht. „Alpakas stucken ja nicht“, so Augustinowicz, die die Info von Sitznachbar Rüdiger Ancher bekommen hat.

Auch die neue Einrichtungsleiterin Leonore Bläsing freut sich über den Besuch von Max. „Viele sind von dem Lama begeistert. Tiere kommen immer gut an“, so Bläsing, für die es die erste Begegnung mit Max ist. „Karin Kleinhubbert hat den Zirkus-Auftritt organisiert“, erklärt Bläsing, die kaum glauben kann, dass Max auch problemlos in den Aufzug steigt und durch das gesamte Gebäude marschiert, um einige Bewohner in ihren Zimmern zu besuchen.

Doch Max ist nicht der einzige tierische Gast: Der Zirkus von Michael und Christian Lieberum hat auch ein Mini-Pony namens Schlumpf im Gepäck, das sich ebenfalls ohne Murren streicheln lässt. Während Christian Lieberum Collies in einer Polonaise durch die Reihen tanzen oder Hindernisse überspringen lässt, hat es sich die zehnjährige Riesenschildkröte Bongo im Blumenbeet gemütlich gemacht und verspeist genüsslich ein paar Grashalme.

Gegen so viel geballte Tier-Power hat Clown Charlie kaum eine Chance. Zwar legt sich der Tollpatsch mächtig ins Zeug und versucht mit Zaubertricks und frechen Sprüchen zu punkten, aber Hauptattraktion bleibt immer noch Lama Max.

Beim Auftritt des Feuerspuckers oder beim gewagten Tanz auf dem Hochseil stockt dann aber doch dem ein oder anderen Besucher der Atem. In der Mini-Manege zeigen die Gebrüder Lieberum einige Ausschnitte ihres Programms, das sie sonst in Dortmund unter die Zeltkuppel zaubern. „Wir kommen eigentlich aus Kassel“, verrät Christian Lieberum. „Im Moment sind wir aber beim Classic World Circus in Dortmund unter Vertrag“, so der 30-jährige Akteur.

Nach knapp einer Stunde ist die Privatvorstellung im Vorgarten der Awo beendet, doch Max dreht noch ein paar Runden durchs Gebäude. „Einige Bewohner wären bestimmt traurig, wenn sie das Lama verpassen würden“, weiß Bläsing und hofft, dass Max und seine tierischen Freunde auch im nächsten Jahr wieder vorbei schauen.