Ost. . Familie Sperlich hat ihr Zelt wieder am Bismarckturm aufgeschlagen. Hier lernen Ferien-Kinder Akrobatik und Kunststücke

Leicht zittert das hintere Bein beim Spagat in der Luft: „Füße strecken“, ruft Robbi Sperlich der kleinen Rachel zu. Gehalten wird das zehnjährige Mädchen von den echten Profis wie Janika Maaser und Alina Gersie. Die beiden jungen Frauen wissen genau, wie es sich anfühlt, als Kind in der Manege des „Zirkus Sperlich“ zu stehen. Wie es ist, wenn das Herz bis zum Halse schlägt, vor Aufregung und Lampenfieber. Vor 15 Jahren starteten auch sie bei den Sperlichs, machten mit beim Ferienpass-Projekt, das nun, wie Zirkus-Chefin Florina Sperlich stolz betont, „seit 21 Jahren läuft.“

Der Reiz des Unbekannten

„Es ist wohl der Reiz des Unbekannten, der die Kinder motiviert, aus sich herauszugehen und Dinge zu proben, die sie sonst niemals wagen würden“, weiß die Zirkusmutter. Wo, wenn nicht hier, sollten sie diese akrobatischen Herausforderungen annehmen? Natürlich unter professioneller Leitung der kompletten Familie Sperlich, die den Kindern offensichtlich wesentlich mehr bietet, als das Beibringen waghalsiger Kunststücke.

„Es ist vor allem die Herzlichkeit der Familie Sperlich“, sagen die 19-jährige Janika und die 20 Jahre alte Alina, „die uns zum Zirkus gebracht hat“. Längst, und das gestehen sie gerne, sind sie „süchtig nach Zirkus.“ Dieses Gefühl geben sie in dieser und der nächsten Woche an die Kinder zwischen acht und zwölf Jahren weiter, alles ehrenamtlich.

Gerne würden sie selbst häufiger mit der Familie auftreten, wie sie es einst taten, doch leider: „Der Uni-Stress lässt es mittlerweile nicht mehr zu.“ Früher, da hätten sich die eigenen Eltern schon Sorgen gemacht, weil die Töchter erst abends nach Hause kamen. Nach dem Projekt, das stets um 13 Uhr endet, trainierten sie fleißig weiter in der Manege, am liebsten am Trapez. „Turnen haben wir immer geliebt, hier konnten wir es ausleben.“

Mit dabei ist auch der 14-jährige Alexander Müller, auch seit Kindheitstagen Bestandteil der Familie Sperlich, wenn diese in Bochum gastiert. Heute zeigt er den Kindern, wie sie mit einem Stock Teller jonglieren oder Diabolo spielen.

Mit glänzenden Augen schauen ihm Lisa und Zoe zu, keine Frage, auch sie können es kaum erwarten, ihre Kunststücke bei der großen Show endlich einem großen Publikum präsentieren zu können. Ob sie Lampenfieber haben? Lisa sagt: „Hauptsache, die Pyramide fällt nicht zusammen“, und meint damit eine akrobatische Übung, die von den Akteuren eine Menge Gleichgewichtssinn erfordert. Natürlich blicken auch die Mädchen mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf das Ende der Woche, wenn es für sie vorbei ist mit der Projektwoche – und die neue Gruppe dann am Montag beginnt.

Noch heute können sich Janika und Alina genau daran erinnern, wie schlimm es für sie war, wenn das kleine rot-blaue Zelt abgebaut wurde und der Zirkus weiter zog, in eine andere Stadt, bis zum nächsten Sommer.

Genauso traurig werden sicherlich viele Kinder Ende nächster Woche dem Zirkus hinterher blicken und sich freuen, auf das nächst Jahr, wenn es auch für sie wieder heißt: Manege frei!

Heute zeigen Kinder ihr Können

Der „Zirkus Sperlich“ gastiert noch bis zum 4. August am Bismarckturm. Vorstellungen finden täglich um 17 Uhr statt. Am heutigen Freitag, 26. Juli, und am Freitag, 2. August, jeweils 17 Uhr, präsentieren die Kinder des Zirkusprojektes ihr Können. Karten unter: 0171/6 00 21 32

Die Familie Sperlich sucht für 2014 gemeinsam mit dem Jugendamt noch einen Sponsor für das Zirkus-Projekt, damit die bei Kindern überaus beliebte Ferienfreizeit am Bismarckturm im Rahmen des Ferienpass-Programms der Stadt auch im nächsten Jahr gesichert ist.