Werne. . Studenten der Uni haben den östlichsten Stadtteil unter die Lupe genommen.Fazit: Die Aussichten sind nicht rosig, aber die Lage ist auch nicht hoffnungslos

Das Gute vorweg: Werne hat Potenzial. Findet Prof. Dr. Andreas Farwick von der Ruhr-Universität. Aber man müsse es auch nutzen und Missstände angehen, sonst gehe Bochums östlichster Stadtteil den Bach runter. Die Aussichten für Werne sind alles andere als rosig, aber auch nicht hoffnungslos. Das haben 20 Studenten unter Farwicks Leitung in vielen Gesprächen mit Bewohnern jeden Alters und vieler Nationalitäten herausgefunden, als sie Anfang Juni in einem Lehrforschungsprojekt die Perspektiven für eine zukunftsgerichtete Quartiersentwicklung in Werne erkundeten.

Warum gerade Werne? „Weil es im Interesse der Verwaltung liegt, mehr über diesen Stadtteil zu erfahren“, erklärt Andreas Farwick, ehe er seinen Studenten das Wort überlässt, um die Ergebnisse im gut besuchten Bürgerhaus Ost vorzutragen. Wie ist die Lebenssituation in Werne? Welche Entwicklung steht diesem Ort bevor? Fragen, denen sich die Hochschüler auf mehreren Gebieten durch Befragungen näherten.

Allgemein gilt: Werne hat mehr Arbeitslose, einen höheren Bevölkerungsschwund und einen höheren Migrantenanteil als der Stadtschnitt. Das Image nach außen ist negativ, die vielen Leerstände und schlechten Straßen bzw. Gehwege werden bemängelt und es gibt hier stadtweit die meisten dicken Kinder.

Die meisten wollen hier nicht weg

Aber die Studenten bekamen auch Positives zu hören: 70 Prozent der Befragten geben an, dass Werne ihren Ansprüchen gerecht wird. Die vielen Grünflächen kommen gut an, auch Kitas und Schulen werden gelobt. Wohl mit ein Grund, weshalb die meisten Werner (76 Prozent) aus ihrem Sprengel nicht weg wollen. Ausnahme sind die Jüngeren im Familiengründungsalter. Ausgerechnet die Generation, die für die Zukunft steht.

Ist Werne seniorenfreundlich? Zum Teil, antworten die Befragten. Gerade die Hochbetagten finden ihre Heimat unattraktiv, die Freizeit verbringen die meisten aber trotzdem hier. In erster Linie dort, wo was los ist oder mehr Menschen anzutreffen sind: Auf dem Markt, auf dem Friedhof, im Schrebergarten oder auf dem Fußballplatz. Der örtliche Einzelhandel kommt insgesamt – nicht nur bei den Senioren – gut weg. Was fehle, seien Drogerie und Post. Auch Cafés werden vermisst. Und öffentliche Toiletten.

Ein brisantes Thema: Migranten in Werne. Viele der Befragten halten den wachsenden Zustrom von Menschen mit Migrationshintergrund für eine Abwertung des Stadtteils. Aber: Viele geben auch an, mit ihren ausländischen Mitbürgern befreundet zu sein. Und: Je enger der Kontakt, desto positiver sind die Erfahrungen mit fremden Kulturen. Hier, so die Studenten, bestehe Entwicklungspotenzial.

„Danke für die Impulse“, heißt es in der anschließenden Diskussionsrunde aus den Sitzreihen. Vieles, das wird deutlich, werde schon angegangen. Oft fehle einfach das Geld. Das sieht auch Professor Farwick so: „Es wird schon etwas getan“, sagt er. „Aber es könnte noch mehr sein.“ Seine Studenten haben eine Reihe von Handlungsempfehlungen vorgelegt: z.B. mehr Bauflächen, Treffpunkte und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen, Integration und Jugendinstitutionen fördern, Straßen und Wohnungsbestand sanieren. Es liegt nun auch an der Verwaltung, diese Dinge anzugehen.

Immerhin: Die Stadt scheint ihr Interesse an „Stiefkind“ Werne wieder gefunden zu haben. Farwicks Eindruck: „Der Osten bekommt jetzt mehr Aufmerksamkeit.“ Die Werner werden es gerne hören.