Altenbochum. .

Ralf Bornscheuers Berufsleben ist ein ständiges Auf und Ab. Kein Wunder, der Mann ist Schornsteinfeger. Seit zehn Jahren steigt er den Menschen in Altenbochum und Umgebung Tag für Tag auf Dach. Und natürlich in Keller und Wohnungen. Dass er sich dabei immer wieder die Hände schmutzig machen muss – geschenkt. „Ich bin halt ein Schwarzarbeiter“, lacht Bornscheuer.

Wir treffen Ralf Bornscheuer im Püttmannsweg, um ihm bei der Arbeit mal über die Schultern zu schauen. Gleich zu Beginn geht es ganz nach oben. Die Dachluke ist verdammt eng, doch bei Bornscheuer dauert es nur Sekunden, bis er sich in voller Montur hindurch geschlängelt hat. Nun steht er da mit dem Kehrbesen auf dem Dach und verrichtet leichtfüßig seinen Job. Zeit den Ausblick zu genießen nimmt sich der Lüner jedes Mal. „Ist doch traumhaft“, sagt Bornscheuer. Meist hat er auch eine Kamera dabei, um besonders schöne Momente festhalten zu können.

Höhenangst kennt Ralf Bornscheuer nicht. „Man wird in der Lehre ganz langsam herangeführt.“ Er schmunzelt: „Ich selbst habe auf einer Gartenlaube angefangen. Mein Meister hielt mich damals am Gürtel fest.“ Mittlerweile ist Bornscheuer selbst Meister. Einer, der sich Sorgen um den Nachwuchs macht. „Da gibt es schon Probleme“, sagt er und rührt sogleich die Werbetrommel für seinen Beruf: „Er ist sehr abwechslungsreich, man ist jeden Tag unterwegs und lernt viele Menschen kennen.“

Inzwischen zeigt uns Ralf Bornscheuer, wie weit auch bei den Schornsteinfegern die Technik vorangeschritten ist. Per Kamera schauen wir uns einen Schornstein von innen an. Eine Fahrt ins schwarze Nichts, wie bei einer Tiefsee-Expedition. „Das finden alle toll und wollen gucken“, weiß Bornscheuer. Sein spannendster Fund? „Ein paar Bierflaschen, die wohl die Maurer stehen gelassen haben. Ansonsten meist Vogelnester.“

Im Keller stehen dann die sicherheitstechnischen Überprüfungen an, meist von Gasheizungen und Brennern. „Zeigen die Geräte zu hohe Kohlenmonoxidwerte an oder sind verschmutzt, werden sie beanstandet“, erklärt Ralf Bornscheuer. In diesem Haus hier ist alles okay. Auch Schornsteinfeger-Kollege Patrik Senger, der in den Wohnungen nach dem Rechten sah, hebt den Daumen. Luft rein, Tür zu, ab ins Nachbarhaus.

Auf dem Weg dorthin erzählt Ralf Bornscheuer über seinen klischeebehafteten „Nebenjob“ als Glücksbringer. „Das gehört dazu“, sagt er. „Oft heißt es ,Ah, jetzt gehe ich schnell einen Lottoschein ausfüllen’, wenn man mir begegnet. Manche wollen nur mal kurz am Jackenknopf drehen oder mich umarmen.“ Hin und wieder wird Bornscheuer auch als Glücksbringer für private Veranstaltungen gebucht. Er lacht: „Neulich hatte ich einen Auftritt bei der Hochzeit meiner Nachbarin. In echter Kluft, mit Zylinder. Hat Spaß gemacht.“