Langendreer. . Rentnerin aus Langendreer greift selbst zum Schüppchen und sorgtfür eine bunte Blumenpracht im Rosengarten am Ümminger See

Die Stadt muss sparen. An allen Ecken und Enden. Also auch in den städtischen Blumenbeeten (siehe Infobox). Damit sie auf ihr farbenfrohes Idyll am Ümminger See dennoch nicht verzichten muss, griff Margarete Wieneke (74) nun selbst zum Schüppchen und sorgt in Eigenregie für eine bunte Blumenpracht in einem Beet im Rosengarten, direkt vor dem leerstehenden Suntums Hof.

Jeden Tag schnappt sich Margarete Wieneke ihr Fahrrad und fährt zum Ümminger See. „Für mich gibt’s nichts Schöneres“, sagt sie. „Hier fühle ich mich wie zu Hause.“ Den ganzen Tag verbringt sie hier, trifft Hinz und Kunz, klönt und genießt den Frühling. Dass der Rosengarten, wo sie sich am liebsten aufhält, nicht mehr so in Schuss gehalten wird, ärgert die lebensfrohe Rentnerin sehr. „Das ödet mich an. Schon letztes Jahr habe ich hier ohne Pflanzen gesessen.“ Und dieses Jahr wieder? Nein!

Als sie in der WAZ las, dass die Stadt weniger Geld für Blumen habe und durchaus Engagement der Bürger erwünscht sei, überlegte Margarete Wieneke nicht lange und fuhr mit ihrer Tochter zum Baumarkt, um Pflanzen zu besorgen. Rund 50 Blumen landeten im Einkaufswagen: Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht, Kornblumen, Astern und sogar Eisgewächse. „Die mag ich ja überhaupt nicht“, sagt Margarete Wieneke. „Aber das war ein Vorschlag meiner Tochter, weil die ja die Hasen fernhalten. Recht hat sie ja . . .“

Zwei Tage hat Margarete Wieneke geharkt, gepflanzt und gegossen. Dann war ihr Werk vollbracht. Dass sie allein für die Kosten (rund 40 Euro) aufkam und ihre Mitmenschen sich nun an dem farbenfrohen Anblick erfreuen, stört Margarete Wieneke nicht. „Wenn andere das schön finden, freue ich mich auch“, sagt sie. Und sie hofft auf einen positiven Nebeneffekt: „Vielleicht finden sich ja noch weitere Naturliebhaber, die mitmachen wollen.“

Erste Mitstreiter hat Margarete Wieneke schon gefunden. Unter ihren Bekannten, die sie fast täglich am Ümminger See trifft. Eine Frau ist ihrem Beispiel gefolgt und hat Tagetes (Studentenblumen) gepflanzt. Auch eine andere Dame, die regelmäßig mit dem Rad aus Querenburg kommt, habe schon Blumen mitgebracht. Und ein Mann hat sich bereit erklärt, ab sofort das tägliche Gießen zu übernehmen. „Toll“, freut sich Margarete Wieneke über jede Unterstützung.

Auch die Stadt findet bürgerschaftliches Engagement gut. „Aus dem Presseamt heißt es dazu: „Wir begrüßen es aber sehr, wenn sich Bürger für ihre Stadt engagieren, wünschten uns auch, dass die Leute nach dem Pflanzen auch pflegen. Doch es ist besser, sich mit dem Grünflächenamt abzustimmen. Zumal die Fachleute auch Expertentipps geben können.“

Die Gelder sind knapp. Das Haushaltssicherungskonzept sieht bis 2022 vor, beim öffentlichen Grün kräftig zu sparen: So sinken die Ausgaben für die Wechselbepflanzung in Kübeln und Hochbeeten um 20 000 Euro. 2000 Euro will die Stadt bei Beetpflanzen im Stadtpark und am Ümminger See einsparen. 1250 Euro weniger gibt’s für die Wechselbepflanzungen an Ehrenanlagen und Mahnmalen. Die Stadt geht von ca. 40 000 Euro weniger für Pflanzen aus.