Langendreer. . Futterstelle für streunende Katzen am Hintereingang In der Schornau ist vielen Besuchern ein Dorn im Auge. Friedhofsausschuss reagierte: Die Tiere müssen weg
Zufrieden sitzt „Tiger“ am Futternapf und frisst, ehe er sich mit einem beherzten Sprung auf den Zaun in Richtung Kleingartenanlage aus dem Staub macht. Vielleicht eines der letzten Fressen, die der gestreifte Kater am Ev. Friedhof in Langendreer bekommt. Insgesamt zwölf streunende Katzen werden derzeit am Hintereingang des Friedhofs gefüttert. Das soll sich jetzt ändern.
„Wir sind in den letzten Wochen vermehrt auf die Katzen angesprochen worden“, erklärt Pastor Wilfried Geldmacher. Die Katzen würden Gräber aufwühlen und ihr Geschäft dort verrichten, hieß es. „Deshalb hat der Friedhofsausschuss entschieden, dass es so nicht weiter geht“, so Geldmacher, räumt aber auch ein, dass die Hinterlassenschaften von Hunden ähnlich oft kritisiert werden. „Und die dürfen von den Haltern hier ja eigentlich nur an der Leine geführt werden“, sagt Marion Fleischhut.
Wirklich nachvollziehen können die Frauen von der Futterstelle diese Entscheidung also nicht. „Ich wohne seit 30 Jahren hier in der Nähe und so lange gibt es hier auch schon Katzen. Es war bisher nie ein Problem“, so Fleischhut, die seit 16 Jahren die Katzen füttert, ebenso Anneliese Galke.
Tiere sollen umgesiedelt oder in Familien gegeben werden
Sigrid Schlüter ist seit einem Jahr dabei und erklärt warum die Futterstelle wichtig ist: „Hier können wir die Tiere einfangen und dann kastrieren lassen, damit sie sich nicht noch vermehren.“ Auch auf Krankheiten werden sie untersucht.
Dem Entschluss des Friedhofsausschusses wollen sich die Frauen aber beugen, obwohl sie die Entscheidung nicht gutheißen können. Edeltraud Müller von der Katzenhilfe in Bochum: „Wir werden die Katzen umsiedeln oder in Familien geben, aber das alles braucht Zeit.“ Die ersten vier bis fünf Katzen sollen schon zum Ende des Monats eine neue Bleibe gefunden haben. Für die Versorgung der übrigen Vierbeiner visieren die Katzenliebhaberinnen einen Zeitraum von rund sechs Monaten an. „Die Zeit wollen wir ihnen natürlich geben“, so Pastor Geldmacher. Denn erste Erfolge stellten sich zuletzt schon ein: Im letzten halben Jahr konnten immerhin vier Jungtiere und zwei ältere Katzen erfolgreich vermittelt werden.
Anzahl der ausgesetzten Katzen ist gestiegen
Die Anzahl der ausgesetzten Katzen sei in den letzten Jahren gestiegen, sagt Müller, die noch weitere Futterstellen mit ihrer Katzenhilfe betreut und allerorts ein ähnliches Bild vorfindet. „Die Katzen können ja nichts dafür, dass ihre Besitzer sie aussetzen. Dafür kann man sie ja nicht bestrafen.“
Stimmen:
Edeltraud Müller (Katzenhilfe): „Wir haben bereits einen Aufruf gestartet, denn wir brauchen dringen Leute, die viel Platz haben und eine Katze bei sich aufnehmen wollen. Die meisten Tiere sind sogar gechipt oder tätowiert und gesund.“
Siegrid Schlüter (Futterstelle): „Eigentlich kommen die Katzen nur zum Fressen her. Keine wohnt direkt hier. Also können sie gar nicht auf dem ganzen Friedhof Unruhe stiften. Die meisten springen nach dem Essen über den Zaun in die Kleingartenanlage.“
Anneliese Galke (Futterstelle): „Morgens, wenn ich mit dem Hund gehe, dann füttere ich die Katzen. Ich kümmere mich seit vielen Jahren um die Tiere. Sie streunen gar nicht über den Friedhof und oft richten Hunde oder Füchse viel größere Schäden an.“
Marion Fleischhut (Futterstelle): „Ich füttere die Katzen nachmittags und viele Leute sagen nur Gutes über die Tiere und freuen sich, dass sie hier sind. Immerhin halten sie Kaninchen, Mäuse und Maulwürfe von den Gräbern fern. Die Kritiker werden sich noch wundern.“