Laer. . Erster WAZ-Leserstammtisch in Laer. Bürger wollen sich verstärkt einbringen

Es ist eine Herzensangelegenheit. Auch wenn Laer in den letzten Jahrzehnten sicher hier und da gelitten hat – die Menschen wohnen trotzdem gerne hier. Das wird beim ersten WAZ-Leserstammtisch im Stadtteil schnell deutlich. 17 Gäste kann WAZ-Redakteur Gernot Noelle bei der Premiere im Haus Leunig begrüßen, die ersten schon eine Viertelstunde vor Beginn der Veranstaltung. Keine Zeit verlieren – die „Laerscher“ haben halt einiges auf dem Herzen.

Alois Rinsche kommt gleich auf den Punkt: „Laer ist ein vergessener Stadtteil“, klagt er. „Es wird viel versprochen, aber es passiert nichts.“ Der Umgang mit den Jugendlichen sei ein Problem. „Man müsste sich mehr mit ihnen ausein­andersetzen, ihnen mehr Anlaufstellen bieten.“ Stattdessen würden sie vor allem im Sommer auf dem Spielplatz an der Magdalenenstraße herumlungern und für Unruhe sorgen. Rinsche fordert zudem, dass jungen Familien endlich Bauland zur Verfügung gestellt wird. Ein Punkt, den auch Erika Kolbus-Knaak, Vertreterin des örtlichen SPD-Ortsvereins, aufgreift: „Bebauung wäre sehr wichtig. Es müssen noch mehr Familien mit Kindern her, schließlich wollen wir ja auch unsere Schule erhalten.“

Heiß diskutiert wird die Laer’sche Runde. In dieser versammeln sich seit rund 25 Jahren Vertreter der ortsansässigen Vereine, Verbände und Institutionen regelmäßig zum gemeinsamen Austausch. „Warum dürfen daran keine Bürger teilnehmen?“, fragt Dorle Steyer und spricht damit vielen Anwesenden aus der Seele. „Die Laer’sche Runde ist kein Bürgerverein“, erklärt Erika Kolbus-Knaak, hat aber nichts dagegen, das Thema Bürgerbeteiligung bei der nächsten Zusammenkunft anzuschneiden.

Grundsätzlich mehr bürgerliches Engagement wünscht sich Reinhard Voigt. Er kennt sich aus, zählt er doch zu den Mitbegründern des Vereins „Pro Steinkuhl“. Etwas ähnliches stellt sich Voigt auch für Laer vor: „Wir bräuchten ein Stadtteilnetzwerk, regelmäßige Bürgerrunden, in denen wir Probleme selbst angehen und damit das Wir-Gefühl stärken.“ Seiner Meinung nach stecke in Laer so viel Potenzial, dass sich auch ein eigenes Stadtteilfest auf die Beine stellen lassen sollte. Michael Skrzypczak, CDU-Mitglied, begrüßt die Idee, hält es jedoch für ratsam, für ein erstes Fest die Laer’sche Runde mit ins Boot zu holen. Wie dann ein weiteres bürgerliches Engagement in Laer stattfinde, müsse man sehen. Denn, das ist allen klar: Einer muss das Heft in die Hand nehmen. Ob sich dafür jemand findet? Bis zum nächsten WAZ-Leserstammtisch in Laer sind wir vielleicht schlauer.

Bis dahin sind (hoffentlich) auch viele der anderen Probleme aus der Welt, die an diesem Abend auf den Tisch kommen: etwa die zunehmende Vermüllung im Zuge der McDonald’s-Ansiedlung, ein Anliegerschild ignorierende Autofahrer auf der Suntumer Straße, gefährlicher (und unerlaubter?) Stacheldraht an der Schattbachstraße oder auch ein düsterer und verdreckter Fußweg, der kaum noch genutzt werden kann. Die WAZ bleibt dran, wird recherchieren und darüber berichten. Und das nicht erst beim nächsten Leserstammtisch. Versprochen!