Langendreer. . Verein „Die Flotte“ aus Langendreer kümmert sich um obdachlose Jugendliche

Ein neuer Verein mit Sitz in Langendreer – Die Flotte e.V. – kümmert sich ab sofort vermehrt um obdachlose Jugendliche und greift ihnen bei ihrem Neustart ins Leben unter die Arme. Auf die coole Tour. „Wir kommen alle aus dem Punk/Metal/Hip-Hop-Bereich und wollen dementsprechend auch gezielt junge Leute aus dieser Szene ansprechen, die den üblichen Beratungsangeboten kritisch gegenüber stehen“, erklärt Michaela Tomaschewski, die auf der Kommandobrücke der Flotte steht. 2010 stach der Verein in See. Die Segel sind gehisst, und mehr und mehr nimmt man nun Fahrt auf. Ziel: der 1. Februar.

Spätestens dann soll der „Hafen“ – eine 4 1/2-Zimmer-Wohnung in einem in weiten Teilen noch renovierungsbedürftigen Altbau gegenüber der Matrix – fertig sein, wo letztlich dann vier junge Obdachlose vor Anker gehen können. Jeweils eine eigene „Kajüte“ steht den Bewohnern zur Verfügung. Und das nicht nur für ein paar Tage, sondern mittelfristig. „Die Jugendlichen sollen hier bei uns einen festen Wohnsitz haben, inklusive Betreuung durch Sozialpädagogen“, erklärt Michaela Tomaschewski. „Geplant ist eine Übergangswohnform von sechs Monaten bis maximal zwei Jahren.“ Eben bis sie in der Lage sind, ihr Leben selbstständig zu meistern.

Zwei Zimmer sind übrigens schon reserviert. Von Alex (20) und Robin (18), die beide vom Leben auf der Straße die Nase voll haben. „Ich will wieder durchstarten, sonst gehe ich kaputt“, sagt Alex. Wie ein vernünftiger Mensch wolle er wieder funktionieren, ein geregeltes Leben leben, Geld verdienen und vor allem weg von den Drogen kommen. Die haben Alex nämlich aus der Bahn geworfen. An Bord der Flotte wähnt sich Alex wieder „auf einem guten Weg.“

Dem kleinen Bruder ein Vorbild sein

Auch Robin hat harte Zeiten hinter sich: Drogen, Gewalt, Kriminalität, Gefängnis. Einen Job als Altenpfleger hatte er sicher – und verbockte es. Kontakt zu den Eltern hat er nicht mehr. Am schlimmsten trifft ihn aber, dass er seinen kleinen Bruder (10) nicht sehen darf. „Auch für ihn möchte ich mich jetzt ändern, ihm ein Vorbild sein, zu dem er aufschauen kann“, hat Robin mehr als nur sein eigenes Schicksal im Blick.

Vor drei Monaten kreuzten sich die Wege von Alex und Robin. In Langendreer wollen sie sich nun „gegenseitig in den Hintern treten, um unser Leben auf Vordermann zu bringen.“ Die Flotte hilft ihnen dabei. Durch gut vernetzte Crewmitglieder, die den Verein ehrenamtlich unterstützen. „Unser Motto lautet ,Miteinander füreinander’. Wir sind viele Menschen, die ein Ziel verbindet: Einzelne Menschen mit Problemen zusammenführen“, erklärt Michaela Tomaschewski, die hauptberuflich im Jobclub der Gewerkstatt arbeitet.

Wichtig: authentisch sein

Dabei ist ihr und den Mitstreitern wichtig, authentisch zu sein. Bei der Flotten-Chefin ist das kein Problem. Die 33-Jährige hat selbst keinen lupenreinen Lebenslauf. „Ich war Gang-Mitglied, Punk und hatte auch Stress mit meinen Eltern, hab mich eine Zeit lang auf der Straße durchgeschlagen und so manchen Weggefährten sterben sehen“, weiß Tomaschewski einige Storys aus ihrem bewegten Leben zu berichten.

Auch Rico Huntjens (37) gehört eher zur coolen Sorte. Klar, er hat als Konzertveranstalter Kontakt zu vielen Bands weltweit. Und er unterstützt als Projektleiter der „Hardcore Help Foundation“ auch die Flotte. Etwa indem er für die Jugendlichen Band-T-Shirts besorgt. Kostenlos. Denn Flotte e.V. finanziert sich bisher vor allem über private Spenden und Sponsoring.

Die Flotte kümmert sich nicht nur um Jugendliche, sondern auch um Familien, Alleinerziehende und Ältere in Not.

Für die Zimmer der Jugendlichen werden noch dringend Möbel gesucht. Wer spendet?

Kontakt: 87 98 49 71 oder www.zurflotte.de.