Ost. Artillerieverein Werne lud zum Böllerschießen in den Volkspark Langendreer
„Rummms!“ Mit einem satten Knall explodiert das gezündete Schwarzpulver im Stahlrohr. Der Artillerieverein Werne begrüßt damit im Volkspark Langendreer am Silvesterabend das neue Jahr. Bis Mitternacht sind es zwar noch ein paar Stunden, aber seit 2007 ist es beim Artillerieverein Tradition, bereits am späten Nachmittag loszuböllern. Auch der Kinder wegen, die sich – mit Ohrschützern ausgestattet – dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollen, ehe sie um Zwölfe selbst zum Böller greifen dürfen.
Über der Wiese steht noch eine dicke schwarze Qualmwolke, als Vorsitzender Volker Neuhoff die nächste Ladung Zündstoff in das etwa 50 Zentimeter hohe Rohr mit einem Innendurchmesser von fünf Zentimetern einfüllt. 114 Gramm Schwarzpulver dürfen pro Schuss verwendet werden. „Das zuständige Schießamt in Köln hat das so festgelegt, als deren Mitarbeiter unser Rohr beschossen und dann genehmigt haben“, erklärt Neuhoff, Konrektor einer Dortmunder Schule. Diese Pulverladung sei zudem deutlich geringer, als bei so mancher Silvester-Raketenbatterie sie habe.
Das Befüllen der „Kanone“ ist nicht ganz ungefährlich. Aber die Hobbyartilleristen haben ja inzwischen viel Erfahrung damit. „Der kritische Moment ist das Einführen der elektrischen Zündung. Da darf kein Funke entstehen“, erklärt Neuhoff.
Schießen nur mit offizieller Genehmigung
Die Wiese im Volkspark ist deshalb rund um das Rohr mit rotem Flatterband weiträumig abgesperrt. Im Dunkeln brennen zudem Fackeln rundherum, so dass jeder der etwa 30 Besucher ganz genau weiß, bis wohin er gehen darf. „Wir haben das so mit dem Ordnungsamt abgesprochen“, betont Vater Uwe Neuhoff.
Auch für das Schießen des Artillerievereins gebe es eine offizielle Genehmigung, obwohl das im allgemeinen Knallern zu Silvester nicht nötig sei, so Neuhoff-Senior weiter. Die Kanone schießt währenddessen ein weiteres Mal. Durch das Einbrechen der Nacht ist nun das Mündungsfeuer wie ein kurzer Blitz zu sehen. Die Rauchwolke vermischt sich mit dem nächtlichen Blau. Neuhoff-Junior freut sich wie ein kleiner Junge. Er lacht: „Das könnte ich ständig machen.“
Das geht aber nicht in Bochum. Dieses Knallen benötigt eine Genehmigung des Ordnungsamtes. Der 2007 neu gegründete Verein, der seit dem Jahreswechsel 07/08 das neue Jahr zunächst immer im Werner Park begrüßte, musste deshalb in 2011 in den Volkspark umziehen. „Es gab Beschwerden der Anwohner beim Amt“, erklärt Neuhoff-Senior. Da war der Volkspark der beste Kompromiss.
Für den Verein gibt es zwei Vorbilder: ein nach 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg) in Werne, Landkreis Bochum, gegründeter Artillerieverein, der sich vermutlich in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auflöste. Und der Artillerieverein Hagen-Haspe, der vor wenigen Jahren eine alte Kanone restaurierte und diese seitdem beschießt.
In Bochum trat der neue Artillerieverein bisher nur ein Mal öffentlich auf. Das war beim Maiabendfest 2011. Die Kanone schoss am alten Harpener Amtshaus Salut, als die Bochumer Maiabendgesellschaft einmarschierte und vom Bürgerschützenverein Harpen begrüßt wurde.