Langendreer/Werne. . Schüler zeigen „Verfolgt und vertrieben – Bochumer Geschichte(n)“, ein Musical der Franz-Dinnendahl-Realschule und Willy-Brandt-Gesamtschule, im Bahnhof Langendreer. Das Publikum ist begeistert.

„Wie können wir Verfolgung und Vertreibung im nationalsozialistischen Deutschland heute Jugendlichen näher bringen? Das war unsere Frage, als wir dieses Musicalprojekt für die Schule auf die Beine stellten.“ Damit begrüßte Projektentwickler Dirk Schubert die rund 300 Besucher zur Premiere im Bahnhof Langendreer. 40 Schülerinnen und Schüler der Franz- Dinnendahl-Realschule sowie der Willy-Brandt-Gesamtschule führten dort das Stück „Verfolgt und vertrieben – Bochumer Geschichte-(n)“auf.

Das Besondere am Stück ist allein schon die viermonatige Eigenarbeit der Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren seit September. „Hier sind viele Ideen von allen Leuten eingeflossen“, betonte deshalb Regisseur Gandhi Chahine von der Rap-Formation „Sons of Gastarbeita“. Chahine brachte eben kein fertiges Stück mit, sondern ließ die Jugendlichen vielfältige Erfahrungen machen.

Das begann beim Einstieg in die Thematik. Workshops an beiden Schulen griffen die Judenverfolgung in der Nazi-Zeit auf und beleuchteten auf der anderen Seite das Leben von Vertriebenen und Asylsuchenden in Deutschland heute. „Gibt es Parallelen beim menschlichen Durchleben der Situation?“, so Schubert dazu.

Außer dem Inhalt ihrer Szenen – „Juden im Nationalsozialismus“ an der Willi-Brandt-, „Vertreibung heute“ an der Franz-Dinnendahl Realschule – beschäftigte die Jugendlichen die Umsetzung. Eine Einführung in die Bereiche Schauspiel, Musikproduktion, Film- und Videoprojektion gibt es deshalb. Gandhi (Theater), Germain Bleich (Musik), Achim Böcking (Film) halfen ihnen, am Ende eine multimediale Performance als Collage auf die Bühne zu bringen. Die hatte es in sich. Denn: Die Präsenz beider Themen durch den Wechsel der Szenen machte die Arroganz von Macht und die Angst der Menschen jeweils drastisch deutlich.

Die Familie hat Angst um sein Leben

Eine Theaterszene führte in die Schule im Nazi-Deutschland ein. Eine Lehrerin erklärt im Unterricht die nationalsozialistische Rassentheorie zum ideologischen Hirngespinst. Die Tür öffnet sich: Der Rektor, ein strammer Parteisoldat, suspendiert die Lehrerin sofort vom Dienst.

Parallel schiebt sich das „Heute“ – auch als Theaterszene – ein. In einer Diktatur irgendwo auf der Welt wird ein Vater verhaftet, verhört und gefoltert, weil er gegen das Regime gearbeitet haben soll. Die Familie hat Angst um sein Leben und versucht, ihn mit Hilfe von Freunden frei zu bekommen.

Die Musik nimmt die Gefühle auf

Beide Ebenen werden in den nächsten zwei Stunden weiterverfolgt. Die Lehrerin, eine Halbjüdin, bringt sich um, ihre Familie wird immer stärker drangsaliert. Am Ende sucht sie bei Freunden heimlich Schutz in der Not.

Der späteren Flüchtlingsfamilie ergeht es ähnlich. Der Vater kommt zwar auf freien Fuß. Die Angst bleibt, bis die Familie am Ende die Flucht ergreift.

Die Musik – Texte der Schüler – nimmt die Gefühle zwischen Angst und Hoffnung auf. Der Film dient als Medium der Rückblende. Am Ende siegt die Hoffnung.