Laer. . Die Ruhrkadetten bestechen durch ihre Seemannslieder – und die Kameradschaft

Es begann mit einem Jux. Im Karneval traten einige Mitglieder des Ruhrlandchores als Seemänner auf. Und sie hatten so einen Spaß an diesen Liedern, dass sie fortan zweigleisig sangen und sich später, 1995, selbstständig machten – als Ruhrkadetten.

30 Sänger zählt der Chor heute, dazu drei Musiker und Akkordeonspielerin Jolanthe Maria Herker, die einzige Frau unter all den Männern. „Wir hatten es mal mit Frauenstimmen versucht“, erinnert sich Vorstandsmitglied Hans-Jürgen „Ede“ Rettemeyer. „Aber da gab es Protest. Gerade, weil wir ja Seemannslieder singen, wollen wir lieber ein reiner Männerchor bleiben.“ Man kennt das ja: Frauen an Bord bringen Unglück . . .

Jolanthe Maria Herker offenbar nicht. „Sie ist unser Schatz“, wollen „Ede“ Rettemeyer und seine Freunde ihre Taktgeberin nicht missen. Seit März ist sie dabei, weil ein Musiker fehlte. „Jolanthe ist musikalisch top. Und als Kamerad noch besser“, lobt Rettemeyer. Probleme mit ihren Frauen bekamen die Ruhrkadetten nicht. „Die wollten nur wissen, ob ich verheiratet bin“, lacht Jolanthe. Und? „Ja!“ Derbe Sprüche und Anzüglichkeiten braucht sie bei ihren „Seebären“ nicht zu befürchten: „Die Jungs sind alle sehr charmant und benehmen sich vorbildlich.“

Über die Jahre ist unter den Sängern ein soziales Netzwerk entstanden

Die Kameradschaft scheint bei den Ruhrkadetten (der Name setzt sich aus dem Fluss und dem Opelmodell zusammen) ohnehin fast noch wichtiger zu sein als das Singen. Aus ganz Bochum kommen sie jede Woche zusammen, um zu proben oder gemeinsam aufzutreten. Wer nicht mobil ist, wird von einem Sangesbruder mitgenommen. „Da ist im Laufe der Jahre ein richtiges Netzwerk entstanden“, erklärt Bernhard Grünig vom dreiköpfigen Vorstand.

Mit Nachwuchsproblemen haben die Ruhrkadetten nichts am Hut. Immer wieder stellen sich Neuzugänge vor, die mitsingen wollen. Die Aufnahme in den Chor ist unkompliziert. Grünig: „Es gibt kein Vorsingen und wir erheben keine Beiträge.“ Geprobt wird jeden Dienstag im ev. Gemeindehaus Laer. Kostenlos. „Als Gegenleistung singen wir dann natürlich auch bei Veranstaltungen der Gemeinde“, sagt Chorleiter Christof Hofmeister. Der studierte Kirchenmeister und Musiklehrer ist seit zwei Jahren dabei und hat frischen Schwung in die Truppe gebracht. Und auch einen gewissen Zug. Denn wenn „seine“ Ruhrkadetten die Glocken nicht süß genug erklingen lassen, wird die Ansage schon mal etwas strenger.

Wer Lust auf besinnliche Seemannslieder wie „Weihnachten im Hafen“ oder „Noch drei Meilen bis Weihnacht“ hat, kann die Ruhrkadetten live auf dem Weihnachtsmarkt erleben: Samstag, 22. Dezember, 16 Uhr, Dr. Ruer-Platz.

Neue WAZ-Aktion: Bochumer Chöre stellen sich vor

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