Werne. .

Brav standen die Kinder in der Schlange und nahmen ihren Schoko-Nikolaus entgegen, verteilt vom weißbärtigen Mann. Allein kam er aber nicht, der Heilige Nikolaus, denn begleitet wurde Wolfgang Rosendahl in seiner roten Tracht von zwei waschechten Bergmännern des Knappenvereins „Glück auf Bochum-Werne 1884.“

Hans-Georg Kerch und Heinz Becker gehörten zum Trio, die nach dem guten besuchten Familien-Gottesdienst in der evangelischen Kirche an der Kreyenfeldstraße die Jungen und Mädchen beschenkten. „Schließlich kennen alle den Nikolaus, aber kaum einer weiß heute noch, wie ein echter Bergmann aussieht“, so Hans-Georg Kerch, der bis zur Schließung im Jahr 1967 auf der Zeche Robert Müser malochte.

„Danach bin ich Kunststoffschlosser geworden“, so der 75-Jährige, der seit seiner Rente vor 15 Jahren nur allzu gerne an Grundschulen den Kindern vom Arbeitsalltag unter Tage erzählt. „Die alten Traditionen sollen doch schließlich nicht vergessen werden“, sagte der Bergmann.

Bei deftigen Schmalzstullen Erinnerungen austauschen

Alte Erinnerungen ließen sich auch auf dem kleinen Weihnachtmarkt rund um den Kirchplatz im windgeschützten Zelt des Knappenvereins austauschen. Zur Stärkung gab es deftige Schmalzstullen und – wer wollte – auch einen Schnaps. „Hier trifft man immer alte Bekannte und kann ein Pläuschchen halten“, wusste Heinz Walper, der mit seiner kompletten Familie kam, zu schätzen. „Heute gönne ich mir nach der Kirche auch mal einen Glühwein, ich kann ja schließlich nach Hause laufen“, so der Ur-Werner.

Ein Grund für viele Besucher, den Markt, der seit 2000 schon Tradition hat, zu besuchen. Zum Großteil waren es vor allem Eltern mit Kindern des evangelischen Kindergartens, die den Weg trotz Schmuddel-Wetters zum Weihnachtsmarkt fanden. „Es nutzt ja nichts, man muss ja eh vor die Tür“, so eine Mutter mit Baby und dreijährigem Sohn. Am nostalgischen Karussell durften die Kleinen nach dem Gottesdienst dann für 50 Cent ihre Runden drehen.

Auch die Erwachsenen kamen am Wochenende auf ihre Kosten, am Stand des Handarbeit- und Bastelkurses „Klappbüchsen“. Seit 2000 stellen die Damen ihre handgefertigten Socken, bunt bemalte Vogelhäuschen und selbst gemachte Marmelade zum Verkauf aus. „Die Atmosphäre hier ist einfach idyllisch“ , so Silvia Bechheim. Die Frauen kennen sich noch aus der Krabbelgruppe und auch wenn die Kinder auf die 30 zugehen und längst aus dem Haus sind, treffen sie sich noch immer, um zu stricken, zu basteln und zu plaudern.

„Ein Teil des Erlöses soll der Tschernobyl-Hilfe zu Gute kommen“, so Petra Masuch, die schon wieder fleißig an einem neuen Paar Socken strickte. Gut so, denn der nächste Winter kommt bestimmt. Rund 120 Bergmänner und auch viele Kinder sorgten dann in der Dunkelheit mit Fackeln für echte Weihnachtsatmosphäre.