Langendreer. . Ein Besuch beim Mittagstisch der ev. Gemeinde Langendreer

Hm, lecker! Beim Betreten des ev. Gemeindehauses an der Alten Bahnhofstraße 28-30 läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen. Es duftet herrlich nach Schweinebraten mit Klößen und Rotkohl, der von den ehrenamtlichen Helferinnen der Gemeinde im Sekundentakt auf Tabletts zu den Tischen gebracht wird. Die zahlreichen Gäste des Mittagstisches, zu dem jeden Dienstag um 11.30 Uhr eingeladen wird, freuen sich über die warme Mahlzeit, die sie hier für kleines Geld serviert bekommen. Bedürftige zahlen nur 50 Cent, alle anderen, die ebenfalls willkommen sind, 3,50 Euro.

Während im Saal glückselig gespeist wird, herrscht in der Küche Hochbetrieb. Monika Lück, Anne Bömmelburg, Helga Brauer, Barbara Wilhelm, Kirsten Peter, Friedel Deuter, Ingrid Jüch und Frigga Stephan „jagen“ Portion für Portion raus, bis alle versorgt sind. Hier sitzt jeder Handgriff. „Wir arbeiten ja auch schon lange zusammen“, erklärt Monika Lück, die sich immer mal wieder ein paar Minuten Zeit nehmen kann, um mit uns über den Mittagstisch zu sprechen. „Denn heute mussten wir nicht selber kochen, das Essen wurde gespendet“, freut sie sich über die Arbeitserleichterung.

Die auf der anderen Straßenseite beheimatete Fleischerei Böker war so nett und stiftete das Menü. Anstelle von Geschenken für die Kunden wolle man in diesem Jahr den Mittagstisch unterstützen, erklärt Inhaberin Sandra Böker-Bogatzki, die ohnehin schon Woche für Woche kostenlos Wurstaufschnitt zur Verfügung stellt. Auch die Bäckereien Koch, Schmidtmeier und Tietz helfen den Damen mit Brot, Brötchen und manchmal auch Kuchen. Keine Selbstverständlichkeit, weiß Monika Lück.

Die ehrenamtlichen Helferinnen sind auf Spenden angewiesen

Die „guten Seelen“ des Mittagstisches sind sehr auf Spenden angewiesen. Lück: „Wir finanzieren uns selbst, machen aber jedes Mal ein leichtes Minusgeschäft.“ Ihre Kollegin Anne Bömmelburg rechnet vor: „Ein Menü kostet in etwa 100 Euro, wir nehmen aber maximal 80 Euro ein.“ Und das, obwohl der Andrang am Mittagstisch immer größer wird. „Als wir 1998 begannen, hatten wie acht Gäste“, blickt Monika Lück zurück. „Heute sind es um die 75 – Tendenz steigend.“

Die guten Kochkünste der Gemeindedamen sprechen sich halt herum. Andererseits scheint die Not der Menschen größer zu werden. Monika Lück sieht sich bestätigt, wenn sie sagt: „Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen und uns stets in Erinnerung rufen, warum der Mittagstisch ins Leben gerufen wurde.“ Eben um Menschen vor Ort, die am Existenzminimum leben, unter die Arme zu greifen. Und davon gibt es hier genug, dass weiß Monika Lück aus vielen Gesprächen.

Mal Eintopf, mal Spaghetti

Die Damen geben alles für ihre Gäste. Mal kochen sie Eintopf, mal eine Kartoffelgemüsesuppe, mal Spaghetti Bolognese. Lob bekommen sie von allen Seiten. „Es tut schon gut, wenn man von den Gästen hört, es schmecke wie bei Muttern“, freut Lück sich über die Anerkennung.

Gemeindehaus wurde mehr und mehr zum Treffpunkt

Das Gemeindehaus ist an den Dienstagen mehr und mehr zum Treffpunkt geworden. Schon morgens ab 9 Uhr kann man hier frühstücken und dann in trauter Runde bis zum Mittag verweilen. Laut wird es hier höchstens mal, wenn das Gelächter vom Tisch der älteren Damen ganz hinten am Fenster bis in die Küche schallt. „Wir haben hier unseren festen Platz und immer Spaß“, lacht Ingeborg Schütz (85). „Wir sind morgens die ersten und mittags die letzten, die gehen. Zu Hause sind wir immer allein, hier in netter Gesellschaft. Das ist so schön“, schwärmt sie.