Langendreer. Kleine Umweltspürnasen begeistert von Beobachtungsabend am Ümminger See
„Heute Abend lernt ihr etwas ganz Wichtiges“, wendet sich Ingo Franke an die rund 20 Umweltspürnasen im Kindergarten- und Grundschulalter, die sich mit ihren Eltern zu abendlicher Stunde am Ümminger See eingefunden haben. „Ihr lernt, dass man zum Tiere beobachten Geduld braucht.“ Ingo Franke, nach eigenen Angaben „schon fast drei Jahrzehnte“ aktiver Mitarbeiter im Verein Arbeitskreis Umweltschutz (AkU) Bochum, vermittelt den Jungen und Mädchen in knapp einer Stunde allerlei wichtige Infos über Fledermäuse.
Zum Beispiel, dass eine Fledermaus bis zu 1000 Mücken pro Nacht verspeist. Staunen in der Kinderrunde! Ein Junge hatte 200 Mücken geschätzt. Staunen auch in der Erwachsenenrunde: Ständig werden neue Fledermausarten entdeckt. Seit 2003 erst kennt man beispielsweise das „sardische Langohr“. Und 2010 freute man sich in Südtirol über die erstmalige Sichtung einer „Bulldogg-Fledermaus“.
Doch es gibt nicht nur puren Wissens-Input. Sondern auch etwas zum Anfassen und Gucken. Ingo Franke hat eine vertrocknete Fledermausmumie in einer kleinen Schachtel mitgebracht. Die wird nun herumgereicht. Streicheln erlaubt. „Diese Fledermaus ist schon so oft von Kindern gestreichelt worden, die hat kaum noch Fell auf dem Rücken!“ witzelt der Umweltschützer. Ebenfalls tot, aber nicht so zusammengekrumpelt wie der Artgenosse in der Streichholzschachtel: Die präparierte Rauhautfledermaus, in ewiger Flughaltung, montiert auf einem Draht. Von Ingo Franke in einer Glasbox mitgebracht. Er platziert die „Bat-Box“ auf einem Tisch, und die Kinder umringen das ausgestopfte Tierchen von allen Seiten.
Fledermaus-Ortung mit dem „Bat-Detektor“
Inzwischen bricht sich die Abenddämmerung über den See herein. Damit ist die Zeit angebrochen, in der Fledermäuse, laut Franke, „allmählich aktiv“ werden. Allerdings, und das wissen alle Eltern, ist nun auch die Zeit angebrochen, in der Kinder allmählich müde werden. Jetzt könnte sich doch mal, nach Bestaunen der toten Tiere, eine echte, lebendige Fledermaus zeigen! So der spürbare Wunsch in der Gruppe.
Ulrike Endres, dem AkU verbunden, da ihre Kinder die 14-tägige AkU-Kindergruppe besuchen, ist an diesem Abend als Helferin von Ingo Franke mit dabei. Endres versucht, mit dem „Bat-Detektor“ Fledermäuse über dem See zu orten. Solch ein Detektor besitzt ein Ultraschallmikrofon, mit dem die Laute der Fledermäuse in für Menschen hörbare Frequenzen umgewandelt werden.
„Da, da, ich seh’ eine“
Endres schreitet langsam das Seeufer mit dem Gerät ab. Hinter ihr sehr gespannt: Kinder und Eltern, die Blicke zum bläulich-roten Abendhimmel gerichtet. Und dann: „Da, da, ich seh’ eine,“ ruft einer. „Wo, wo?“ rufen die anderen und drehen sich im Kreis. Noch was gelernt an diesem Abend: Fledermäuse fliegen schnell, und wer nicht rasch genug in die richtige Richtung schaut, hat sie auch schon verpasst. Ganze Fledermausschwärme zeigen sich an diesem Beobachtungsabend leider nicht, nur vereinzelte Tiere. Claudia Bäcker (32), die von der Spürnasen-Aktion im Gratisheft „Revierkind“ gelesen hatte, und mit Finn (2), Felix (4) und Nachbarskind Nadine Steinke (12) an den Ümminger See gekommen war, befand trotzdem: „Ein schöner Ausflug.“