Werne. . „Zu gefährlich“: Die Werner Bürger kritisieren den „Schlenker“ durchs Wohngebiet.

Gegen den neuen Radweg, der in naher Zukunft den Kemnader See und Castrop-Rauxel verbinden und dabei auch über Werne und die A40 führen soll, haben die Anwohner von Hölterheide, Nörenbergstraße und Umgebung nichts einzuwenden. Wohl aber gegen den vorgesehenen Streckenverlauf. Denn dieser führt die Radfahrer direkt durch ihr Wohngebiet. Unnötig und vor allem gefährlich finden sie das Vorhaben der Verwaltung. Und auch die Informationspolitik wird kritisiert. Es sind gut 35 Bürger, die ihrem Ärger auf einer Informationsveranstaltung in der Willy-Brandt-Gesamtschule Luft verschaffen.

Die Stadt, das wird im Laufe des Abends deutlich, hat es eilig, mit dem ersten Bauabschnitt zu beginnen. Denn ein Teil der Fördermittel, die dieses interkommunale Projekt – beteiligt sind auch die Nachbarstädte Herne und Castrop-Rauxel – ergattern konnte, muss noch in diesem Jahr ausgegeben werden. Zweite Auflage des Ökologie-Programmes Emscher-Lippe: Die Strecke muss so weit wie möglich entlang der alten Bahntrasse verlaufen. Ein Problem stellt aus Sicht der Verwaltung die Brücke über die A40 dar, die nicht mehr in Benutzung ist. Zwar sei der Besitzer, die Gesellschaft für Vermögensverwaltung AG (GfV), bereit, sie abzutreten. Doch das ist der Stadt zu teuer. Also wurde nach einer anderen Lösung gesucht. Und die führt nun über eine Rampe hinab ins Wohngebiet, durch Hölterheide und Nörenbergstraße über die A40 und wieder zurück in den Grüngürtel zum ursprünglich geplanten Streckenverlauf. „Für Radfahrer bedeutet dieser Umweg gerade mal ein, zwei Minuten Zeitaufwand“, schätzt Projektleiterin Andrea Baltussen vom Grünflächenamt.

„Ich kann nur vor den Kurven warnen“

Die Anwohner sehen mit den Radfahrern allerdings auch einige Probleme auf sich zurollen. Der zusätzliche Lärm macht den leidgeplagten A40-Nachbarn dabei noch am wenigsten Sorgen. Schlimmer sei das Gefahrenpotenzial, das der „Schlenker“ in sich berge. „Ich kann nur vor den Kurven warnen“, hebt Wolfgang Rosendahl, ein Vertreter des Werner Treffs, den Zeigefinger. „Wehe, dort passiert ein Unfall.“ Die Fahrbahn sei zum Teil schlecht einsehbar, durch parkende Autos käme es automatisch zu Engpässen. Lackschäden seien da unvermeidbar. Von Personenschäden ganz zu schweigen.

Marion Winkler denkt vor allem an die Kinder, die zum Spielplatz drängen – an einer Stelle, wo es keine Bürgersteige gibt und die Radfahrer über die Straße brausen. Auch ihr Ehemann Hans-Günter hält die Strecke für zu kurvig und damit zu gefährlich. „Wie eine Achterbahn.“ Rolf Teschner, zuständiger Landschaftsarchitekt, zeigt durchaus Verständnis: „Wir kennen die Situation vor Ort. Und wir sehen es ja auch nicht als die ideale Lösung an . . .“

Was also tun? Vorschläge haben die Anwohner genug. Eine Alternative: Die Radweg-Umleitung einfach verlängern, über Rutgerweg und Nörenbergstraße. Das wären vielleicht 300 Meter mehr, es würde die Strecke aber entschärfen.

„Können wir überhaupt noch Einfluss nehmen?“

Oder doch über die Brücke fahren? Diesen Vorschlag finden die Anwohner am besten. Das Argument „zu teuer“ wollen die meisten nicht gelten lassen. Immerhin habe die Stadt noch nicht einmal Zahlen vorgelegt, um zu belegen, weshalb Instandsetzung und Betrieb der Brücke nicht in Frage kommen. „Man könnte den jetzigen Besitzer mit ins Boot holen“, schlägt Peter Schmidt vor. Ein Abriss könne die GfV ja teurer zu stehen kommen als eine Beteiligung an einer Sanierung.

Sauer stößt den Wernern auf, dass sie erst so spät mit ins Boot geholt wurden. „Können wir überhaupt noch Einfluss nehmen?“, fragt eine Anwohnerin besorgt. „Änderungen sind durchaus möglich“, versichert Andrea Baltussen. Sie verspricht, alle Anregungen, Einwände und Vorschläge mit den entsprechenden Fachämtern zu prüfen. Das werde rund vier Wochen dauern. Anfang Oktober will sie die Ergebnisse präsentieren. Die Werner sind gespannt.