Langendreer. Im Mehrgenerationenhaus „buntStift“ leben Alt und Jung Tür an Tür - und erledigen die anfallenden Aufgaben gemeinsam.

„Wir sind hier 47 Bewohner – 28 Erwachsene und 19 Kinder -, die hier im Hause generationsübergreifend zusammen leben wollen“, erklärt Ulrike Hüning. Die 42-Jährige wohnt mit ihrer Familie im Wohnprojekt „Buntstift“, das im Frühjahr 2011 nach dreijähriger Umbauarbeit im und am Haus in das ehemalige Altenheim Kaiser-Wilhelm-Stift an der Stiftstraße einzog.

Ihre dreijährige Tochter Judith ist das jüngste Mitglied der Wohngenossenschaft „Wohn-Raum e.G.“, so der eigentliche Name des Zusammenschlusses. Helena Berg ist mit 89 Jahren die älteste Bewohnerin.

Keine klassische Wohngemeinschaft

Das Zusammenleben im Haus geschieht aber nicht als große Wohngemeinschaft. „Jede Familie oder Wohnpartei hat hier eine eigene Wohnung“, betont dazu Sinie Hammink. Alleinstehende wohnen deshalb in dem mehrstöckigen Wohnkomplex neben Alleinerziehenden, Familien über Paaren. Jeder hat natürlich sein Privatleben in den eigenen Wänden. Die jeweils zwölf Quadratmeter großen Zimmer für 50 bis 70 Wohnplätze des ehemaligen Altenwohnheims wurden nach Bedarf der neuen Bewohner umgebaut.

Hüning: „Jeder musste vorher erklären, wie viel Platz er benötigt oder sich leisten kann.“ Dieser Platzbedarf von 47 bis 120 Quadratmetern wurde Grundlage für die Verteilung der Flächen im Haus, zu denen auch das zusätzlich auf das Dach gesetzte neue Stockwerk gehört. Insgesamt entstanden 21 Wohnungen.

Diese Vorgaben bezogen die Architekten von „Norbert Post. Hartmut Welters. Architekten & Stadtplaner GmbH“ in ihre Planungen für den Um- und Neubau des Hauses ein. Sie arbeiteten auch heraus, welche Aufgaben im Haus von den Mitgliedern der zuvor gegründeten Wohngenossenschaft in Eigenleistung erledigt werden konnten. Handwerker und Baufachleute übernahmen die weiteren Arbeiten am Bau.

„Wir haben in Eigenarbeit unter anderem alte Waschbecken ausgebaut, Zwischenwände herausgeschlagen und Fenster ausgebaut“, erinnert sich Hammink. Für den Zugang zum Bauplatz rodeten die Mitglieder das Grundstück, dessen Gebäude seit dem Jahr 2000 leer stand. Die Stadt bot das Haus der Wohngenossenschaft 2006 an. „Diese Eigenleistungen sind Teil der Finanzierung“, erklärte Bewohnerin Ulrike Nefferdorf. Die 68-jährige wirkte auch beim Bau mit, sichtlich zufrieden über ihre eigenen Leistungen. Etwa die, als sie Leisten für die Außenverkleidung des großen Gemeinschaftsraumes sägte, auf die Leiter stieg und die Leisten befestigte.

Alle haben mit angepackt

Gemeinsame Mittagessen halfen an diesen Arbeitstagen, die Gemeinschaft zu vertiefen. Alle packten dabei je nach ihren Fähigkeiten und körperlichen Möglichkeiten mit an. „Diese Gemeinschaftsarbeit haben wir noch heute: An jedem Samstag treffen wir uns von 10 bis 13 Uhr, um einzelne Aufgaben im und am Hause zusammen zu erledigen“, so Hüning. Je nach Jahreszeit und Wetter sind jeweils das Außengelände, das Treppenhaus oder der Keller ‘dran. Eine Stützmauer aus Bruchsteinen entstand zum Beispiel vor wenigen Wochen im Bereich des Fußweges entlang des Wohnkomplexes.

Die Hausbewohner eröffneten diesen Weg von der Stiftstraße zum Eschweg (Schwimmbad) wieder im Mai 2011 mit einem Sommerfest, zu dem Nachbarn eingeladen waren. Ihre innere Gemeinschaft soll auch nach außen in den Stadtteil getragen werden. Im Oktober gibt es eine öffentliche Lesung im Gemeinschaftsraum. Die Elterninitiative für die Kirchschule traf sich zudem vor Ort.

Wieso aber der Name „Buntstift“? Er entstand, weil die 47 Bewohner im Kaiser-Wilhelm-Stift an der Striftstraße wohnen und dort generationsübergreifend „bunt“ zusammenleben.