Werne. . Vor allen Dingen Demente reagieren positiv auf die Ansprache von „Timmi“ und Co. 98-Jährige findet nach Monaten ihre Sprache wieder
Behandelt man alte Menschen wie Kinder, wenn man ihnen mit Puppen begegnet? Die Antwort auf diese Frage scheint ein klares „Nein“ zu sein. Insbesondere bei der Arbeit mit dementiell erkrankten Menschen beschreitet man daher im Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Werne nicht neue, dafür aber umso erfolgreiche Wege in der Kommunikation und Begegnung mit eben diesem Personenkreis.
Menschen, die an einer Demenzerkrankung leiden, unterliegen oftmals einer anderen Wahrnehmung von gegenwärtigen Situationen. Das „Jetzt und Hier“ nimmt ein dementer Mensch unter Umständen völlig anders wahr als ein gesunder Mensch. Sätze und deren Informationen, die für einen Dementen nicht eindeutig zu verstehen sind, verstärken die Verwirrung. Der Verlust der Sprache, als Mittel sich selbst, seine Gefühle und Wünsche auszudrücken, behindert den Kontakt zu anderen und zur Teilnahme an einer Gemeinschaft. Der Erkrankte reagiert im Rahmen „seiner“ Möglichkeiten: Vor allem Rückzug und Abwehr, aber auch Aggressionen und Wut sind häufig beobachtete Verhalten. Und genau um diese Personengruppe handelt es sich bei der Überlegung: Wie kommt man an sie heran?
„Unsere Mitarbeiter standen dem Einsatz der Puppen zunächst recht skeptisch gegenüber“, berichtet Karin Kleinhubbert vom Sozialen Dienst der Einrichtung. „Schnell schlugen die Kollegen eine Brücke zu Kasperletheater und Kindergarten – also gar nicht angemessen in Bezug auf den Umgang mit Senioren“. Doch gleich die erste Begegnung von „Timmi“ mit einer 98-jährigen Dame brachte den Durchbruch: Besagte Bewohnerin sprach seit Monaten nur noch selten und nur auf direkte Ansprache; sie beantwortete Fragen in einem leisen Tonfall und in nur einzelnen, manchmal unverständlichen Worten. „Sie sah Timmi und sprach wie ein Wasserfall“, erinnert sich Karin Kleinhubbert, „zugegebenermaßen waren wir von dieser enormen Reaktion sehr überrascht, aber in der Folgezeit kamen auch von anderen Einsätzen bei Bewohnern nur positive Rückmeldungen und Erfolgserlebnisse“.
Bewohner strahlen
„Timmi“ und seine beiden Kollegen „Marvin“ und „Lucy“ sind nicht im Dauereinsatz, sondern besuchen die Bewohner ganz gezielt. „Allein zu beobachten, wie die Gesichter der Bewohner zu strahlen beginnen, wenn ich nur mit der Puppe über die Station laufe, ist einfach toll“, erzählt Anja Schmidt, Betreuungskraft im Seniorenzentrum. Erstaunlich: Die Begeisterung ist auch bei den Bewohnern groß, die nicht dement sind.