Werne. Bagger nehmen das frühere evangelische Gemeindehaus am Anemonenweg Stück für Stück auseinander

Die evangelische Kirchengemeinde Werne und der Ludwig-Steil-Haus-Verein, der das Gemeindezentrum in den letzten Jahren bewirtschaftete, rangen lange um den Erhalt des gleichnamigen Gemeindezentrums aus den 60er Jahren. Nun rückte das Abrissunternehmen Andreas Wüstrich mit Baggern an, um das Haus abzureißen. Stück für Stück verschwindet nun das Gemeindezentrum und macht Platz für zukünftige Wohnungen.

Der Abriss sorgt für einen kritisch-wehmütigen Blick zurück: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der letztlich für die Gemeinde verbleibende finanzielle Netto-Erlös in keinem Verhältnis zu dem materiellen und immateriellen Nachteil steht, der durch den Verkauf und den Abriss des Ludwig-Steil-Hauses für die Gemeindearbeit, für die Stadtteilarbeit und für die Vereinsarbeit entstanden ist“, erklärt Kurt Mittag, der Vorsitzende des Ludwig-Steil-Haus-Vereins. Zugleich befürchtet er, dass der Abriss des Hauses dokumentiert, dass sich die Gemeinde von den Menschen vor Ort zurückgezogen hat.

Pfarrer Karsten Limpert teilt diese Meinung nicht: „Ich arbeite dort so wie in allen anderen Gemeindeteilen. Es funktioniert gut“, erklärt er zur Arbeit der Gemeinde im Stadtbezirk. Er begrüßte zugleich für die Gemeinde, dass die Gemeindegruppen in den neuen Räumen des Steil-Haus-Vereins eine Bleibe in der Nähe gefunden haben. Limpert erinnerte außerdem an den Vorlauf zum derzeitigen Abriss: „Wir haben als Gemeinde damals die Investitionskosten für das Ludwig-Steil-Haus für die nächsten Jahre prüfen lassen. Sie waren horrend.“

Es seien nicht nur der Verkaufserlös und die hohen Kosten für die Bewirtschaftung eines Hauses dieser Größe gewesen, die das Presbyterium zu dieser Entscheidung geführt habe. „Die rückläufigen Finanzen der Gemeinde - wie der Kirche überhaupt - fordern von uns Entscheidungen zur Anpassung an neue Gegebenheiten“, betonte er wie schon zuvor während der zahlreichen Diskussionsrunden.

Am alten Ludwig-Steil-Haus stehen die Bauzäune und Schutt-Container für den Abriss. Das Entkernen des Gebäudes und das sorgfältige Sortieren der ausgebauten Materialien schreitet voran. Einen Seitenflügel des Gebäudes riss der Bagger bereits ein. Die Steine und der Beton werden an Ort und Stelle gebrochen und zermahlen. Im Neubau wird dies als Füll- und Unterbaumaterial genutzt. Es entsteht ein zweieinhalbgeschossiges Gebäude mit neun Eigentumswohnungen. Darunter baut der Investor eine Tiefgarage. Das neue Haus wird damit etwa so hoch werden wie das bisherige Hauptgebäude mit der Kirche. Das Vorhaben soll im Frühjahr 2013 fertiggestellt sein.