Langendreer. Christuskirche im Dorf entstand als Holzkapelle. Drei Mal abgerissen und erweitert, zwei Mal stark beschädigt
„Das waren 1000 Jahre Baugeschichte unserer Dorfkirche. Was kommt in den nächsten 1000 Jahren auf uns zu?“, fragte Architekt Volkhart Niemeyer zum Abschluss seines Vortrages über die archäologischen Ausgrabungen an der Christuskirche 1980/81. Ganz pragmatisch stand für ihn fest, dass der Anlass für diesen Beitrag, das 125-jährige Jubiläum des letzten größeren Umbaus der Kirche im Jahr 1886, einen Wendepunkt in der Gemeinde darstellte. „Das war die letzte große Bauentscheidung des Presbyteriums, bevor die Gemeinde bis etwa 1900 in eigenständige Teile auseinander ging. Seit 2001 gehören wir aufgrund der heutigen Gemeindeentwicklung wieder zusammen,“ so der ehemalige Baukirchmeister der Gemeinde. Hintergrund: damals wuchs diese rapide aufgrund des Bergbaus und der Eisenbahn. Heute schrumpft sie.
Der Ausgangspunkt der Zeitreise war der Bau der ersten Christuskirche (ihr Name seit 1904), die vermutlich - um 800 bis 900 - eine Holzkapelle war. „Das Fundament einer steinernen Kapelle kann auf um 1000 datiert werden“, so der Architekt mit Blick auf die Untersuchungen. Drei Mal sei sie seitdem abgerissen und erweitert, zwei Mal stark beschädigt worden.
Der erste Erweiterung der Kirche entstand im romanischen Stil um 1180. „Aus dieser Zeit stammt auch der bis heute erhaltene Wehrkirchturm als ältestes Bauwerk im Stadtteil“, erklärte Niemeyer. Ende des 14. Jahrhunderts erfolgte auf diesem Grundriss ein gotischer Ausbau, bei dem unter anderem der Turm nicht nur seine heutige Spitze erhielt, sondern auch – nach und nach – die bis heute läutenden Bronzeglocken in den Turm kamen.
Der erste Wiederaufbau der Kirche war nach 1650. In der Gemeindechronik fand sich dazu einen Eintrag von 1660: „Große Reparatur anlässlich der Kriege und der vernachlässigten Renovierung.“ Grund: um 1550 wurden die Langendreerer evangelisch. 1599 zerstörten katholische Spanier deshalb die Kirche, das Dorf und die Adelssitze. Die Pest und der 30-jährige Krieg (1618 – 48) ließen keine Reparaturen zu.
Niemeyer: „Zur barocken Erweiterung der Kirche kam es 1740, bei der die bisherigen Fundamente deutlich zurückgelegt und ein Tonnengewölbe angelegt wurde.“ Damals baute die Gemeinde auch eine Orgel sowie seitlichen Emporen ein, so dass etwa 580 Plätze für 600 Leute entstanden. Hinzu kam ein Grabgewölbe für die Patrone vom Hause „von der Borch“ und die Pfarrer, wie der Architekt anhand von Ausgrabungsbildern zeigte.
Die Industrialisierung setzte um 1870 ein. Der enorme Bevölkerungszuwachs führte ab 1875 zu Eingaben bei der preußischen Regionalverwaltung für ein Erweitern der Kirche. Niemeyer: „Erst 1885 wurde diese genehmigt mit der Maßgabe, 1200 Plätze zu schaffen und die Kirche zeitgleich weiterzunutzen.“ Baumeister Friedrich Wilhelm Maiweg übernahm den Ausbau, indem er die Kirche, inklusive seitlichen Emporen, nach Osten verlängerte. Maiweg hielt dabei zudem mit 27000 Reichstalern den Kostenvoranschlag ein.
Seitdem wurde die Kirche im II. Weltkrieg stark beschädigt und von 1945 bis 48 wieder instand gesetzt. 1982 entstand mit der Renovierung der heutige Innenraum ohne Seitenemporen.