Langendreer. Engagierte Antifaschisten und deren rechte Gegner polizeibekannt. Drohungen und Farbschmiererein an vielen Stellen
Die Kunde von Hakenkreuz-Schmierereien, nächtlichem Herumgrölen und vermehrten Auftritten von politisch rechten Gruppen machte in Langendreer die Runde. Über die Email-Verteiler von im Gemeindeleben aktiven Menschen und lokalen Gewerbetreibenden wurde darauf hingewiesen, gleichzeitig gewarnt und darum gebeten, die Augen offen zu halten.
Am Amtsplatz und an einigen anderen Stellen wurde geschmiert und überschmiert, denn auch die Antifa-Bewegung beteiligt sich aktiv an der Auseinandersetzung. Vor allem in der Nacht zum 2. Juni sei die Situation wohl eskaliert, sagt Harald Meitza, der in der Abteilung Staatsschutz der Bochumer Polizei politisch motivierte Straftaten bearbeitet. Sowohl die engagierten Antifaschisten als auch deren rechte Gegner seien polizeibekannt.
„Es handelt sich bei den rechten Tätern um eine Jugendgruppe rund um eine polizeibekannte Person, die wir schon im Fokus hatten“, so Meitza.. „Der sammelte in einem Haus in Langendreer, Gesinnungsgenossen um sich.“ Dort sei es deshalb vermehrt nicht nur zum Absingen „brauner“ Lieder und zu Lärmbelästigungen gekommen, so Meitza, sondern auch zu Sachbeschädigungen.
Ein anderer, ehemaliger NPD-Aktivist ist inzwischen abgeurteilt und Meitza geht davon aus, dass die Lage sich nun entspannen wird. Der Bezirksdienst der Polizei und der Staatsschutz seien gemeinsam am Ball und zeigen auch vermehrte Präsenz.
Verschärft habe sich die Situation auch dadurch, dass auch verschmähte Liebe mit hineinspielte: Eine junge Frau habe den, der sie verschmäht hatte, absichtlich falsch als Rechten geoutet, was wiederum die „echten Rechten“ sehr verärgert und zu Aktionismus getrieben hatte. Ein Name und das Wort „töten“ hatten später auf einer Hauswand gestanden. „Ob dies als echte Morddrohung zu werten war“, so wiegelt Meitza ab, sei dahin gestellt.
Es gab auch andere Wortmeldungen zum Thema. „Während die Lokalpresse um keine Verharmlosung verlegen ist, formiert sich Widerstand in der Bevölkerung“, schreibt bszonline.de, die Online-Ausgabe des Sprachrohrs der Studierendenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und des Allgemeinen Studierendenausschusses. In dem nicht mit Namen gekennzeichneten Artikel ist auch von explodierenden Briefkästen die Rede und davon, dass sich Widerstand in der Bevölkerung formiert.
Und davon, dass sich bereits ein rund 30-köpfiger runder Tisch gebildet habe, „welcher den Widerstand organisieren will. Die TeilnehmerInnen sind eine bunte Mischung aus lokalen MedienvertreterInnen, Parteien, engagierten Einzelpersonen, Betroffenen und AntifaschistInnen. Sämtliche Geschäfte im Brennpunkt seien bereits informiert, aber auch Einrichtungen wie Büchereien, Kulturzentren und Kirchengemeinden seien angesprochen worden.“
Bezirksbürgermeister Norbert Busche gab in der Bezirksvertretung eine persönliche Erklärung ab. Harald Meitza stellt fest, dass es im Zusammenhang mit den NPD-Aktivitäten erst eine Anzeige gegeben habe. Er fordert die Bürger auf, die Augen offen zu halten. „Schauen Sie hin und rufen Sie uns an“, lautet die klare Aufforderung.