Langendreer. Friseurmeister Hubert Jaisfeld beherrscht auch mit stolzen 80 Jahren noch alle Schnitte

Bochumer Kult-Friseur wird 80

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    „Diesen Laden habe ich hier 1962 zusammen mit meiner Frau Rosemarie aufgemacht“, erzählt Friseurmeister Hubert Jaisfeld lachend. Am 24. Juni wird er 80 Jahre alt. Jaisfeld schneidet trotzdem immer noch an jedem Tag, außer sonntags, seinen vorwiegend männlichen Kunden die Haare. Ehefrau Rosemarie (Spitzname „Rosie“) kümmert sich derweil zusammen mit Mitarbeiterin Heike um die Wünsche der Damen. „Wenn man so viele Frauen um sich herum hat (in Spitzenzeiten waren das sechs), wird man schnell aus diesem Bereich herausgedrängt“, erzählt der Friseur, der 1945 mit der Lehre begann und ab November 1952 im Stadtteil arbeitete, humorvoll.

    Das gerade mal 60 Quadratmeter große Ladenlokal an der Straße „In den Langenstuken 16“ (gegenüber dem S-Bahnhof) wurde damit vor 49 Jahren die Lebenswelt von Hubert und Rosie. Morgens um kurz nach 8 Uhr wird er bis heute für die ersten Kunden aufgeschlossen. „Mittagspause“ heißt es gegen 12 Uhr. Ab 15 Uhr geht es bis zum frühen Abend weiter. „Wir hatten immer viel zu tun“, freut sich der fast 80-Jährige, der wohl auch durch diese Regelmäßigkeit im Leben bis zum heutigen Tage fit geblieben ist. Jaisfeld: „Vor den Feiertagen standen die Leute früher schon morgens Schlange vor der Tür.“ Da öffnete sich die Ladentür deshalb schon um 6 Uhr früh für die Kundinnen und Kunden, damit alle gut frisiert zur Familienfeier gehen konnten.

    Hauch der 60er Jahre: Fliesen an den Hauswänden und große Schaufenster prägten das Außenbild.
    Hauch der 60er Jahre: Fliesen an den Hauswänden und große Schaufenster prägten das Außenbild. © WAZ

    Heute ist das Arbeitsleben etwas ruhiger geworden. „Wir haben viele Stammkunden. Die kommen auch aus Altenbochum oder Stiepel zu uns“, erklärt Rosie, die bessere Hälfte, mit Blick aus dem Fenster. Da hat sich nämlich einiges in den letzten Jahrzehnten verändert. Zuwanderer aus der Türkei, Polen und einer Reihe anderer Länder sind in die Nachbarhäuser eingezogen „Wir kannten früher jeden auf unserer Straße, weil sie alle unsere Kunden waren“, weiß der alte Friseurmeister dazu. „Viele von denen sind inzwischen verstorben oder eben weggezogen.“ Das ist auch der Grund, warum Jaisfeld, der seit über 50 Jahren die WAZ liest, seine Zeitungslektüre nicht mehr mit der Bochum-Seite und den Todesanzeigen beginnt. „Die Kulturseite ist mir heute lieber“, schmunzelt er. Im Anschluss löst er das „SuDoku-Rätsel“ und hält sich geistig fit.

    Auch beruflich halten sich der Friseurmeister, seine Frau und sein Team immer noch auf dem Laufenden. Er besucht immer noch etwa zwei Mal im Jahr Fortbildungen zu neuen Haarschnitten und geht regelmäßig zu den Innungsversammlungen seiner Handwerkskammer. Aus Fachzeitschriften informiert er sich zudem, welcher Schnitt gerade „in“ ist. „Vom klassischen Mecki über den Façon bis hin zum Langhaarschnitt und den heutigen – auch mit Gel gestylten - Modehaarschnitten schneide ich alles“, erzählt der rüstige Senior. Er ging damit immer mit der Mode. Manchmal musste es auch anders sein. „In den 70er Jahren schnitt ich öfters jungen Leuten die langen Haare ab, weil sie zum Bund mussten“, erinnert er sich. Da fiel dann manche Lockenpracht dem Ernst des Lebens zum Opfer.

    Gediegene Trockenhauben aus Metall stehen noch heute für die Kundinnen bereit.
    Gediegene Trockenhauben aus Metall stehen noch heute für die Kundinnen bereit. © WAZ

    Hubert und Rosie wollen auch zukünftig weitermachen. Das findet Kunde Norbert Nierlein klasse: „Seit 1952 lasse ich mir schon vom Hubert die Haare schneiden. Wo sollte ich sonst hin?“ Als 10-jähriger Steppke wurde er schon zu Jaisfeld geschickt, als dieser den Laden seines Onkels weiterführte.

    Der Friseursalon atmet damit weiterhin den Duft der 60er Jahre. Ein Nierentisch erwartet die Besucher im Eingangsbereich. Die alten Trockenhauben im Damenbereich laufen weiter für die beliebten Dauerwellen. Und auch die alten Frisiertische und Haarschneidestühle bleiben belegt.