Werne.
Ersatz für marode Eisenbahnbrücken würde Millionen kosten. Sperrung für Lkw auch in Werne soll Spielraum bringen.
Einem geschenkten Gaul, so lehrt der Volksmund, schaut man nicht ins Maul. Dass kann schiefgehen, aber es gibt weit größere Geschenke, mit denen man auch nicht glücklich wird. Wie die Kommunen, die Brücken von der früheren Deutschen Bahn übernommen haben und plötzlich für deren Unterhalt zuständig sind. So hat die Hauptprüfung der Brücke am Lohring ergeben, dass sie zurzeit noch weiter mit Fahrzeugen bis 40 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht befahren werden kann. Allerdings muss analysiert werden, wie die Befahrbarkeit auf etwa 15 Jahre sichergestellt werden kann, da das Bauwerk über die breiten Gleisstränge ansonsten abgerissen werden muss.
Das droht nun auch der Brücke über die Von-Waldthausen-Straße, denn dort wurden schwerwiegende Schäden durch Sprödheit und fortschreitende Korrosion an der Stahlkonstruktion festgestellt. Der Stahl stammt offenbar aus der Kriegszeit, enthält viel Kohlendioxid und verliert seine Elastizität. Dies ergaben „Kerbschlagversuche“ von Mitarbeitern des Tiefbauamtes, bei denen Proben entnommen wurden, die Elastizität beträgt gerade noch ein Zehntel des vorgeschriebenen Wertes.
Die Fahrbahn wurde daher mit einem massiv einbetonierten Schachtring auf zwei Meter eingeengt, damit keinesfalls Fahrzeuge mit mehr als 2,8 Tonnen passieren können. Außerdem wurden Schäden an den Gehwegen festgestellt, Fußgänger müssen seitdem auf der Fahrbahn gehen. Der Abriss ist damit aber nicht zu verhindern, lässt sich bestenfalls herauszögern, die Schäden sind nicht reparabel. Durch die Verringerung der Last soll verhindert werden, dass sich spontan Risse bilden, sich Teile lösen und herunterfallen könnten und so eine Vollsperrung nötig wird. Daher wird die Brücke vorsichtshalber, wie die an der Buselohstraße auch, in kürzeren Abständen untersucht, zunächst quartalsweise.
„Das kann noch zehn oder 15 Jahre gutgehen“ meint Sachbearbeiter Gisbert Soldat vom Tiefbauamt. Auf jeden Fall müsse verhindert werden, dass hier Schwertransporte entlang geführt werden. Riesen von 250 Tonnen hat Soldat auch als Verursacher der Schäden im Verdacht, denn sicher 30 bis 40 Prozent von ihnen würden ungenehmigt auf öffentliche Straßen geschickt.
Sauer auf das DB-Geschenk, die Brücke über die Gleise am Werner Hellweg, bei der ebenfalls große Risse im Trägerbereich des Überbaus festgestellt wurden, zeigt sich auch SPD-Bezirksfraktionsvorsitzender Jochen Gruschwitz. Man müsse sehen, ob für Abriss und Neubau der Brücken, wenn es denn nötig werde, nicht Zuschussquellen aufgetan werden könnten oder ob man die bauausführende Firma nicht noch in Regress nehmen könne. Denn die Brücke am Hellweg sei gerade einmal vor zehn, 15 Jahren installiert worden.
Für die Brücke am Werner Hellweg müssen die Kosten noch ermittelt werden, Planung und Neubau der Brücke an der Von-Waldthausen-Straße werden mit insgesamt 4,7 Millionen Euro veranschlagt. Durch eine zumindest teilweise Instandsetzung der Brücke am Lohring könnte sich das Tiefbauamt wenigstens eine kurz- oder mittelfristige Atempause verschaffen.