Langendreer.

Paul Mangen zeigt „Kunst im Treppenhaus“ und dabei neue Realität und umdefiniertes Leben

Die Kunstmeile lockte, auch der Kunsthandwerkermarkt am „Stern“ wollte besucht werden – und außerdem hatte noch Paul Mangen gerufen: Zur „Kunst im Treppenhaus“ in seinem Domizil, An den Lothen 1.

Zusätzlich zu seinen Ausstellungen im Schaufenster der Physiotherapie-Praxis Büscher und im 310-Laden der BoGeStra im Dorf wollte der gebürtige Luxemburger einen noch tieferen Einblick in seine Arbeit und seine Arbeitsweise liefern. Am Ende des Tages war er überrascht, welche große Menge kunstinteressierter Menschen sich auf den Weg gemacht hatte, um ihn, sein Treppenhaus und sein Atelier zu besuchen.

War es früher eher das Informelle, was den Folkwang-Absolventen interessierte und voran trieb, so beschäftigen ihn heute wieder mehr die realistischeren Darstellungen. „Mich beschäftigt das, was mich umgibt“, sagt er, „und ich kombiniere heute gern informelle Elemente mit realistischen.“ Außerdem reizt es den Künstler, Menschen in bestimmten Situationen zu malen - und ganz bestimmte Augenblicke in einen neuen Zusammenhang stellen.

Er, der vor sehr vielen Jahren mit Horst-Dieter „Oskar“ Gölzenleuchter in Langendreer in der Werkstatt Wort und Bild zusammenarbeitete und mit ihm die Skulpturengruppe auf dem „Stern“ schuf, arbeitet schon lange wieder allein. „Jeder ist seinen Weg gegangen“, bilanziert er die Zeit, die seitdem vergangen ist. Eine Zeit, die von großer Schaffenskraft geprägt war.

„Ich plane meine … Bilder nicht im voraus“, hat er einmal gesagt. „Es gibt keine Kompositionsskizzen, keine Entwürfe, sondern Bilder sind Teil und Ergebnis ihres Entstehungsprozesses. Sie sind Dokument des Arbeitens mit dem Material, des Abarbeitens an dem Material. Sie bilden nichts ab, was es ohne sie schon geben würde. Sie erzählen keine Geschichten. Sie sind sie selbst. Sie haben keine Titel.“

Mangen wurde nicht nur aber auch durch seinen Studienaufenthalt bei Emilio Vedova beeinflusst, einem der Großen des Abstrakten Expressionismus. Gleichwohl haben möglicherweise auch die Erkenntnisse und Erfahrungen des fortgeschrittenen Alters nun für die neue Realität gesorgt: Auf einer begonnenen Leinwand ist ein detailreich gemalter Fuchs zu sehen. Über dem Bild wölben sich nicht direkt identifizierbare Artefakte entgegen, die bei genauerem Ansehen sich als aufgeklebte Teile einer tierischen Wirbelsäule entpuppen.

Bei einem Spaziergang hatte der 61-Jährige das komplette Skelett eines Fuchses gefunden, das er nun, nahe an seinem Arbeitsplatz, in einer Kiste aufbewahrt und wahrscheinlich nach und nach in seinen Werken verarbeiten wird: Auch dies eine Facette von Mangens neue Nähe zur Realität. In diesem besonderen Fall gewinnt aber auch Totes durch das Eingreifen des Künstlers ein neues, nun völlig umdefiniertes Leben.

Ein neues Leben gab es im Juli 2000 auch für die Giebelwand des Torhauses 5 am Eingang zum Westpark. Dort wurde ein 450 Quadratmeter großes Wandbild eingeweiht. Von Mai bis Juli hatten die kubanischen Maler Abel Morejon Galá und Miguel Angel Salvo Reyes mit ihren Bochumer Kollegen Paul Mangen und Jürgen Chill das Riesenbild gestaltet, das heute gewissermaßen den Eingang markiert.