Langendreer.

Langendreerer Gotteshaus ist grob sanierungsbedürftig. Eine Lösung und finanzielle Hilfe ist aber nicht in Sicht.

Visionen aus der Feder einer Pfarrerin lesen sich gut. „Das Presbyterium hat (mit viel Mühe) eine Lösung gefunden“, schreibt Bärbel Vogtmann im Gemeindebrief. „Die Lutherkirche wird saniert. Alles wird gut.“ Schön wäre es, denn die Lutherkirche an der Alten Bahnhofstraße ist zweifelsohne ein wunderbares Bauwerk mit reichlich Historie.

Leider allerdings – und da wird wahrscheinlich auch alles Beten nicht helfen können – ist die echte Sachlage ganz anders, ganz real und keineswegs visionär. „Die Probleme sind vielfältig und vielschichtig“, schreibt Vogtmann nämlich weiter, „und eine einfache und nahe liegende Lösung ist nicht in Sicht.“

Während in anderen Gemeinden in Bochum darüber nachgedacht wird, wie man Kirchen möglicherweise einer anderen, sinnvollen Nutzung zuführen kann, geht es an der Alten Bahnhofstraße um die reine Existenz des Gebäudes selbst. Bautunnel und Bauzaun vor dem Hauptportal des über 100-jährigen Gotteshauses signalisieren den mehr als dringenden Handlungsbedarf: Aus der Fassade des Turms sind Gesteinsbrocken herausgefallen. Diese Gefahr droht weiter – und auch das Dach hat nach gutachterlicher Meinung Gefährdungspotenzial.

Die „Rettung“ des Turms wurde vom Gutachter mit etwa 750 000 Euro veranschlagt. „Außerdem sind auch Sanierungsarbeiten am Kirchenschiff und am Kirchendach erforderlich“, erklärt Vogtmann. „Von einer Innensanierung ganz zu schweigen.“ Die Gemeinde kann allerdings eine solche Last keineswegs allein schultern. Eine Lösung ist – vorerst – nicht in Sicht.

Man wurde allerdings schon überall vorstellig, um eventuell finanzielle Unterstützung einzuwerben. Aber weder Kirchenkreis noch Landeskirche, weder die Stadt noch die Denkmalbehörden sind wegen ihrer jeweils prekären Haushaltslage oder der Haushaltssperre in der Lage, der Langendreerer Gemeinde unter die Arme zu greifen. Die Horrorvision von einem möglichen Abriss der Kirche möchte aber noch niemand thematisieren.

Bärbel Vogtmann stellt im Gemeindebrief die richtigen Fragen. Sie schreibt darüber, dass die Lutherkirche bei ihrem Bau ein Symbol war dafür, dass sich der Bereich Alter Bahnhof vom Dorf abgenabelt und auf diese Weise Selbstständigkeit erlangt hatte. Und sie schreibt, dass viele Menschen „tiefe Gefühle“ und „besondere religiöse Erfahrungen“ mit dem Sakralbau verbinden. „Muss man diese Kirche nicht unter allen Umständen erhalten?“

Zahl der evangelischen Christen halbiert

Auf der anderen Seite bilanziert die Pfarrerin, dass sich in den letzten fünf Jahrzehnten die Zahl der Evangelischen Christen – wie anderswo auch – halbiert habe, dass dieser Trend anhalte und immer weniger Menschen am kirchlichen Leben teilnehmen. 500 Menschen könnten in der Lutherkirche Platz finden, schreibt sie. An „normalen“ Sonntagen kämen allerdings lediglich 50, bei Taufgottesdiensten vielleicht 80. Ein „volles Haus“ gebe es lediglich am Heiligabend oder bei Konfirmationen.

Teure Sanierung fragwürdig

Es dürfte der Pfarrerin ganz sicher nicht leicht gefallen sein, den niederschmetternden Schluss aus diesen letzten Fakten niederzuschreiben. „Darf ein so wenig ausgelastetes Gebäude“, formuliert sie, „für eine so gewaltige Summe saniert werden?“ Auch dies sei eine Frage, die sich das Presbyterium zu stellen habe. Und die Frage „Was wird aus der Lutherkirche“ sei nur zu beantworten, wenn ganz unterschiedliche Gesichtspunkte berücksichtigt würden.

Was soll die Kirche in Langendreer überhaupt noch anbieten? Was sei unerlässlich, was entbehrlich? Wie viele Räume welcher Art und Größe werden noch benötigt beziehungsweise könne man sich überhaupt noch leisten? Dies sind nur einige der Fragen, die sich das Langendreerer Presbyterium und der eigens eingesetzte Ausschuss inzwischen bei jeder Sitzung stellen. Entscheidungen sind längst noch nicht gefallen, werden aber in absehbarer Zeit fallen müssen. Selbst wenn Tränen fließen sollten.