Langendreer. Wie Kinder und ihre Eltern lernen, Waveboard zu fahren, zeigte ihnen Lehrer Reinhold Marsollek in der Rudolf-Steiner-Schule.
Es sieht aus wie ein Kinderspiel, wenn Trainer Reinhold Marsollek seine Runden auf dem Waveboard dreht. Als hätte er nie etwas anderes gemacht, fährt er durch die Sporthalle der Rudolf-Steiner-Schule, man könnte fast meinen, er schwebt über den Boden. Dabei erklärt er den Teilnehmern seines Kurses, worauf es beim Fahren dieses Skateboard-ähnlichem Sportgerätes ankommt: „Vorne zuerst aufsteigen, locker und in den Knien bleiben und keine Angst haben, stehen zu bleiben.“ Kinder und Eltern hören dem 64-Jährigen aufmerksam von den Bänken am Rand der Halle zu.
Während es die Kinder kaum erwarten können, das Board selber zu testen, sind einige Eltern noch überrascht, dass es heute auf wackelige zwei Rollen gehen soll – denn Marsolleks Waveboard-Training ist Teil eines mehrwöchigen Inline-Skating-Kurses. Nach der kleinen Einführung und ein paar Gymnastikübungen dürfen die Kinder als Erstes ihr Glück versuchen. „Aber erstmal zeigt ihr mir, wo vorne bei eurem Board ist“, ruft Marsollek.
Erst mit Abstützen
Die Kinder dürfen sich zunächst an einem Berg aus Matten abstützen und Anschwung holen. Schon nach ein paar Versuchen rollen die Grundschulkinder von alleine durch den Raum. „Man kann so schnell Fortschritte sehen. Nach ein paar Minuten hat man schon das erste Erfolgserlebnis“, freut sich Trainer Marsollek. Und tatsächlich: Während sich die Eltern noch wackelig am Mattenberg festklammern, werden die Kinder immer selbstsicherer. „Wenn man den Bogen einmal raushat, geht es“, sagt die neunjährige Luisa Fassbender. „Ich habe ein Skateboard und ein Longboard, aber das ist etwas anderes. Man muss immer nach vorne und hinten wackeln, um nicht runterzufallen.“
An der Europäischen Spitze
Reinhold Marsollek ist über 30 Jahre Waldorflehrer in Bochum. Zu seinen Fächern zählen Sport und Russisch.
Er war als Skateboarder an der Europäischen Spitze, gewann im Inline-Speedskating in der Altersklasse 50 zweimal den Berlin-Marathon und liegt im Eisschnelllauf seit 10 Jahren auf den ersten drei Plätzen der Deutschen Master-Meisterschaften.
Als nächstes bietet Marsollek neunteilige Sicherheitskurse im Inliner-Speedskating an. Oberstufenschüler können in der Sporthalle der Rudolf-Steiner-Schule sicheres Fallen und Bremsen erlernen. Dabei ist auch ein 90-minütiger Waveboard-Kurs geplant.
Langjährige Erfahrung
Die Teilnehmer sind sich einig: Die Balance ist der Schlüssel zum Erfolg. Zum Glück gibt Marsollek Hilfestellungen und führt Neulinge an den Händen durch den Raum. „Mit Festhalten geht es noch, dann ist es schwierig das Gleichgewicht zu halten“, findet der neunjährige Samuel. Seine Mutter, Stefanie Jaworksi, ist überrascht: „Ich könnte mir vorstellen, selbst eins zu kaufen. Auf einem Skateboard habe ich mehr Angst, das Waveboard strahlt nicht so eine Unsicherheit aus. Nach zehn Versuchen kann man schon kleine Strecken fahren, das motiviert. Herr Marsollek schafft es als Profi jeden Schritt zu erklären.“
Tatsächlich hat Reinhold Marsollek langjährige Erfahrung im Rollsport: Der 64-jährige Sportlehrer hat einen Bochumer Inliner-Verein geleitet, ist in seinen besten Zeiten 15.000 Kilometer im halben Jahr geskatet und hat Wettbewerbe wie die Deutsche Meisterschaft im Inline-Skating gewonnen. Auch heute nimmt er noch an Wettbewerben teil, obwohl er vor wenigen Jahren noch mit einer Krebserkrankung zu kämpfen hatte. „Mit 24 habe ich Rennen gegen Mountainbikes gefahren. Bergauf habe ich sie mit dem Skateboard überholt und dann bin ich im Handstand mit 40 Sachen wieder runter.“ Solche Experimente werden bei seinem Crashkurs natürlich nicht gemacht, auch weil ein Waveboard gerade mal auf 15 Stundenkilometer kommt. Trotzdem kann der Trainer seine Teilnehmer mit seiner Begeisterung anstecken – Kinder und Eltern wollen die Boards gar nicht mehr hergeben.