Zum Landessportfest im Elektrorollstuhl-Hockey kamen Mannschaften aus ganz NRW zur Schule am Haus Langendreer.
Langendreer. Hockey hat in Deutschland schon nicht den gleichen Stellenwert wie Fußball, aber Elektrorollstuhl-Hockey? Die wenigsten werden davon bereits einmal gehört haben. Trotzdem fand vergangenen Donnerstag das 13. Landessportfest Elektro-Rollstuhlhockey statt. Dazu eingeladen hatte die Schule am Haus Langendreer an der Hauptstraße, eine Förderschule mit Schwerpunkt auf körperliche und motorische Entwicklung.
Aber wie funktioniert Elektrorollstuhlhockey? „Fast wie normales Hockey”, erklärte Rainer Fandrich, Lehrer und Trainer der Bochumer Mannschaft. Ein Spielfeld in der Größe eines Basketballfeldes ist rundherum durch zehn Zentimeter hohe Banden begrenzt und bestückt mit zwei Toren. „Die sind zwar 2,50 Meter breit, aber nur 20 Zentimeter hoch”, erläuterte Fandrich, „damit die fitteren Spieler keinen Vorteil haben und den Ball lupfen können”. Im Tor stehen meist Spieler, deren Schläger am Rollstuhl befestigt sind, weil sie ihn selber gar nicht halten können. Die Positionen der fünf Spieler pro Mannschaft können aber wechseln. „Das erhöht die Dynamik des Spiels”, begeisterte sich Fandrich.
Tatsächlich ist der Sport keinesfalls statisch. Die Rollstuhlpiloten lenkten ihre Gefährte oft in einem halsbrecherischen Tempo über das Feld. Dass es keine Zusammenstöße gab war ein Wunder. Immer wieder kam es zu spannenden Torsituationen und spektakulären Pässen. „Der Ball ist extra leicht, damit man nicht soviel Kraft braucht, um ihn zu schlagen”, führte Fandrich aus. Der Förderkreis Elektrorollstuhlhockey hatte das Sportfest mit 440 Euro unterstützt, so dass auch neue Schläger und Bälle angeschafft werden konnten.
Obwohl der Sport noch relativ jung ist, scheint er sich einer großen Beliebtheit zu erfreuen. Zu dem Turnier waren sechs Mannschaften angereist. Manche mussten dafür recht weite Anfahrtswege in Kauf nehmen, wie die Mannschaft aus St. Augustin. „Für viele ist das halt der einzige Mannschaftssport, den sie ausüben können”, meinte Fandrich, „einer der Spieler kann seinen Rollstuhl nur mit der Zunge lenken”. Wie zu erwarten, gibt es bei den Rollstühlen deshalb kein Reglement. Dazu sind die Sportler einfach zu individuell. So musste ein Spieler beispielsweise seinen Rolli selber antreiben, er hatte nur eine elektrische Unterstützung. Fandrich wies darauf hin, dass „das kein Vorteil ist, schließlich, hat er so beide Hände voll zu tun”.
Besonders stolz war Fandrich auf vier Schüler seiner Mannschaft, die auch in der zweiten Bundesliga spielen. „Till Matenka, Ian Wagner, Dennis Brinkmann und Alexander Brackel sind sehr erfolgreich bei den Ruhrrollers im Tusem Essen”, freute er sich. Beim Turnier gab es aber einen anderen Favoriten, die Mannschaft aus Herten. Den ersten Preis nahm am Ende aber die Wuppertaler Mannschaft entgegen. Für die Siegerehrung war extra Maria Seifert, die Vorsitzende der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe angereist und Schulleiter Frank Zöllner war auch da. „Für die Schüler bedeutet diese Anerkennung einfach ein Stück Lebensqualität”, schloss Fandrich.