Ehrenfeld. . Rund 1500 Besucher kommen zum Tag der offenen Tür ins Hospiz St. Hildegard, um sich zu informieren und selbst gemachte Handarbeiten zu bestaunen.
Ein Ort zum Sterben. Daran denken die Menschen, wenn sie an Hospize denken. Keiner will unbedingt dorthin. „Dafür machen wir zweimal im Jahr einen Tag der offenen Tür und bauen einen Flohmarkt auf“, erzählt Katrin Gondermann, die stellvertretende Leiterin und Koordinatorin des St.-Hildegard-Hospizes. Sie war vor 23 Jahren bei der Gründung dabei.
Das Haus ist sehr offen und hell durchleuchtet. Der Altbau hat eine grüne Fassade und einen großen, hübsch bepflanzten Garten. „Dieses Mal war es besonders chaotisch, weil viele durch die Grippewelle ausfielen“, erzählt Katrin Gondermann. Drei Tage vorher begann der Aufbau, bei dem viele Ehrenamtliche mithalfen. Täglich fuhren Wagen vor und lieferten Spenden, die an diesem Wochenende auf dem Flohmarkt angeboten werden. Selbstgemachte Marmelade, alte Bücher und handgenähte Taschen findet man auf den Tischen.
Übertöpfe sind der Renner
Vieles wird von Freunden der Mitarbeiter gemacht. Auch Kuchen und Waffeln werden angeboten. „Unsere Verkaufsschlager sind aber Übertöpfe“, lacht Katrin Gondermann. Die stehen draußen vor dem Eingang, weil drinnen zu wenig Platz war. Am ganzen Wochenende kommen etwa 1500 Besucher, weiß sie. Die Gänge sind voll, man kann nur langsam gehen, und der Blick auf die ausgestellten Waren ist oft bedeckt.
Zwischen den Besuchern tummeln sich auch die Bewohner des Hospizes. „Es fällt gar nicht auf, dass hier schwer kranke Menschen dazwischen herumlaufen. Heute hat ein Bewohner sogar ein ganzes Geschirr-Set gekauft“, berichtet Katrin Gondermann. Die Bewohner freuen sich, in Kontakt mit den Besuchern zu kommen. Sie wollen dazu gehören. Deshalb liegt das Hospiz auch so nah an der Innenstadt. In der Einrichtung ist Platz für elf Bewohner, im Schnitt bleiben sie etwa 20 Tage. Das Hospiz ist immer voll belegt.
Einrichtung sammelt Münzen
Das Hospiz sammelt Münzen aus alten und fremden Währungen. Die tauschen sie dann bei Banken, um das Geld für die Einrichtung zu nutzen. Katrin Gondermann kam letztens mit einem fünf Kilogramm schweren Sack spanischer Peseten wieder zurück nach Deutschland.
Ob jung oder alt, vom Professor bis zum Obdachlosen – das Publikum beim Tag der offenen Tür des Hospizes ist bunt gemischt.
Den Flohmarkt besuchen heute auch Ute Kühme und ihre Enkelin Rosa. „Ich habe hier einen Elefanten aus einem Halbedelstein gefunden, der hat sogar nur einen Euro gekostet“, erzählt Rosa stolz. Die beiden wohnen in der Nachbarschaft und kommen jedes Jahr vorbei. „Ich finde die Auswahl und die schönen Handarbeiten toll. Und natürlich den leckeren Kuchen“, erzählt Ute Kühme.
Genau dafür ist dieser Tag da. Die Angst vor dem Hospiz soll genommen werden. „Es gab mal eine Diskussion darüber, ob wir überhaupt Hospize brauchen, weil die Menschen dort angeblich ausrangiert werden“, erklärt Katrin Gondermann. Mit dem Tag der offenen Tür haben sie das Gegenteil bewirkt. Sie werden nicht ausrangiert. Sie sollen leben bis zuletzt.