Werne. . Der Werner Wochenmarkt ist an Samstagen immer gut besucht. Werktags kommen aber immer weniger Menschen. Besonders junge Kunden bleiben aus.
Gerade wird um eine Kiste Erdbeeren gefeilscht: „Komm, für zwölf Euro kannst du sie mitnehmen“, sagt Jürgen Greife (62) zu seinem Kunden. Viel ist heute nicht los auf dem Wochenmarkt in Werne. Einige Händler sind im Urlaub, andere kommen unregelmäßig oder gar nicht unter der Woche. Ein paar haben schon wieder abgebaut. „Mittwochs ist uns nicht wirklich zum Lachen zumute“, sagt der Händler aus Bochum.
Samstags kommen viele auf den Markt
Das sei aber kein generelles Problem. „Samstag kommen immer noch viele Leute, da ist hier deutlich mehr los.“ Am Mittwoch waren zehn Stände da, am Wochenende sind es schon mal bis zu 17. Von einem angeblichen Marktsterben will Greife nichts wissen. Der Discounter habe seine eigenen Kunden, der Frischmarkt dagegen ganz andere, meint er.
Sein Kollege vom Gemüse- und Eierstand auf der gegenüberliegenden Seite des Marktes sieht das nicht so: „Unser Klientel stirbt langsam weg,“ meint Frank Sieg (50). Es kämen tatsächlich immer weniger junge Leute auf den Markt.
Das sei merkwürdig, weil bei vielen die Bereitschaft und der Wille, sich bewusst, nachhaltig und möglichst „bio“ zu ernähren, stetig steigt. „Die jungen Leute sind aber nicht richtig aufgeklärt, wissen nicht was sie an Frischmärkten haben“, stellt Händler Sieg fest. Er selbst versucht, potenzielle – das heißt sehr junge – Neu-Kunden mit Süßigkeiten-Tüten zu überzeugen. „Das ist natürlich mehr ein Spaß.“ Davon, dass ein verbesserter Internetauftritt oder Social-Media-Netzwerke mehr Aufmerksamkeit für die Bochumer Märkte generieren könnten, ist er nicht überzeugt.
Kunden wissen Frische und Nähe zu schätzen
Bei einem sind sich beide Männer einig: Der persönliche Kontakt zum Kunden ist wichtig. Das sei mittwochs sogar besser möglich als am Samstag, wo der Marktplatz relativ voll ist. Für einen Plausch bleibt dann meist wenig Zeit. „Außerdem ist die Qualität auf dem Frischmarkt in der Regel hochwertiger“, erklärt Jürgen Greife. Die Händler suchen ihre Produkte immer selbst beim Großhändler aus, bringen sie schnell und möglichst frisch zu ihren Standplätzen.
Das schätzt auch der Verbraucher: „Man sieht und schmeckt den Qualitätsunterschied“, sagt Leonie Scheer, die gestern mit ihrem Vater nach Werne gekommen ist. Die 17-Jährige kauft deswegen auch zweimal in der Woche auf Frischmärkten ein.
Händler sind lange im Geschäft
Frank Sieg ist auf den Märkten um und in Bochum groß geworden. „Mein Großvater stand schon 1907 hinter der Theke“, sagt er. Er selbst führt den Handel jetzt seit 25 Jahren selbst. Auch die Eltern von Jürgen Greife haben ihren ersten Stand bereits ein Jahr nach dessen Geburt aufgebaut. Das war 1956.
Seitdem verhandelt er dort seine Ware: „Ach, dann nimm die Kiste Erdbeeren halt für’n Zehner mit“, meint er. Authentisch, persönlich und nah: Das ist der Wochenmarkt in Werne.
>>> INFOS: Der Werner Wochenmarkt
Der Wochenmarkt in Werne hat mittwochs und samstags von 8-13 Uhr geöffnet. Er befindet sich südlich des Stadtteilzentrums.
Auf dem Werner Markt haben 17 feste Händler ihre Stände. Man findet Backwaren, Molkereiprodukte, Fisch- und Fleischwaren, Gemüse und Obst, Textilwaren und vieles mehr. Informationen zu allen Bochumer Märkten findet man online unter: markt-in-bochum.de