Werne. . Herz-Jesu-Gemeinde Werne stellt sich im Pfarreientwicklungsprozess neu auf. Bistum will bis Ende 2017 Konzept vorliegen haben. Das hat Folgen.

Es waren viele Zahlen, die die Mitglieder der Herz-Jesu-Gemeinde als Teil der Großpfarrei Liebfrauen bei der Gemeindeversammlung am heutigen Sonntag vorgesetzt bekamen: 21,05 Prozent weniger Taufen, 32,8 Prozent weniger Erstkommunionen und 18,75 Prozent weniger Firmungen pro Jahr in der Pfarrei. „Diese Deutlichkeit hat mich überrascht, auch wenn der Trend zu erwarten war“, gab Gemeinderatsvorsitzender Willibald Wittkop zu.

Pfarreientwicklungsprozess läuft bis 2030

Der Pfarrereientwicklungsprozess betrifft alle Pfarreien im Bistum Essen und ist bis 2030 angesetzt. Zur Bochumer Pfarrei Liebfrauen gehören die Gemeinden St. Elisabeth (Gerthe), Heilig Geist (Harpen), Herz-Jesu (Werne), St. Bonifatius, St. Marien und St. Ludgerus (alle Langendreer) sowie Liebfrauen (Altenbochum-Laer).

Die Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit den Themen „Glauben entfalten“, „Innovation“, „Kommunikation“, „Vernetzung“ und „Pastorale Handlungsorte“.

Am 18. Februar (9.30 bis 16 Uhr) sind alle Gemeindemitglieder zum Visionstag eingeladen. Sie können sich dort austauschen und ihre Interessen einbringen. Die Veranstaltung findet im Stadtteilzentrum Q1 an der Halbachstraße 1 in Stahlhausen statt.

Thema: Die vor zwei Jahren angestoßene Entwicklung des Pfarrereientwicklungskonzeptes. Projektassistent Tim Westphal hat in dieser Zeit gemeinsam mit fünf Arbeitsgruppen die gesamte Pfarrei unter die Lupe genommen und alles – von Raumnutzung über Bauunterhaltung bis hin zu den Pfarreiaktivitäten – analysiert. „Im Rahmen des vom Bistum Essen geforderten Pfarrereientwicklungskonzeptes müssen wir in diesem Jahr ein zukunftsweisendes pastorales Konzept und ein Wirtschaftskonzept entwickeln, welches dann Bischof Overbeck vorgelegt wird“, erklärte Westphal.

In der Gemeinde Liebfrauen/Herz Jesu geht man enthusiastisch mit dem Motto „Wir haben PEP!“ an den Pfarreientwicklungsprozess (PEP) heran. „Es gibt drei Schritte: Sehen, urteilen und handeln“, so der 38-jährige Westphal. In den Jahren 2015 und 2016 habe man sich mit dem Sehen befasst, nun gelte es, bis Ende 2017 im Sinne der Fertigstellung eines Konzepts zu urteilen. Und ab 2018 dann zu handeln.

Neue Einnahmequellen gesucht

Und was hat man gesehen? „Alle Zahlen sagen eigentlich eins: Kirche funktioniert nicht mehr so, wie sie lange funktioniert hat. Es muss sich etwas ändern“, sagte Westphal. Gemeindereferent Marcus Steiner leitet aus der Analyse zwei Aufträge ab: „Wenn wir als Pfarrei so weitermachen wie bisher, sind wir nicht mehr handlungsfähig, weil der Haushalt zu viele Verluste macht. Wir müssen also zum einen wirtschaftlicher werden“. Das hieße nicht immer Sparen, man sollte auch über neue Einnahmen nachdenken. Fakt ist laut Steiner, dass „wir am Ende mit wesentlich weniger Geld auskommen müssen“.

Die Zukunft der Gemeinde in Laien-Hand?

„Zum anderen stellen wir fest, dass wir immer weniger Menschen erreichen. Hier muss sich unsere Haltung ändern“, betonte der 42-jährige Gemeindereferent. Wie eine solche Haltung aussehen kann, zeigte Westphal gleich zu Beginn der Präsentation. Ein moderner Comic-Film flimmerte über die Leinwände und offenbarte, wie Kirche eigentlich entstand und was passiert, wenn man sich in Festungen zurückzieht. Die Botschaft war klar: „Es geht nicht nur um die digitalen Kommunikationsmittel, sondern auch um die Haltung, seine eigenen Mauern zu verlassen und sich für andere zu engagieren“, so Steiner.

So sieht es auch Wortgottesdienstleiterin Christine Dost. Sie ist sich sicher: „Wenn es immer weniger Priester gibt, müssen in Zukunft die Laien mehr machen“.