Langendreer. . Zwei Bücherschränke laden zum Stöbern ein. Wie bei einer Tauschbörse kann jeder ein Buch nehmen – sollte aber auch eins ‘rein stellen.

Von Hera Lind bis zur Bibel, vom Krimi bis zum Kinderbuch: In Langendreer haben die Freunde gepflegter Schmöker ab jetzt die freie Auswahl.

Zwei Bücherschränke, die die Vereine „Langendreer hat’s“ und „Laden e.V.“ in diesen Tagen aufstellen, laden zum Stöbern und Verweilen ein. Der erste Schrank steht direkt vor der Christuskirche (Alte Bahnhofstraße 14), der zweite soll am Mittwoch (14. Dezember) am „Stern“ aufgestellt werden.

Die Spielregeln sind denkbar einfach: Wer ein Buch mitnehmen möchte, öffnet das Fenster und nimmt es heraus – natürlich gratis. Lobenswert wäre allerdings, wenn auf diese Weise andere ausgelesene Bücher aus dem heimischen Regal in einem der Bücherschränke landen würden. „Das funktioniert wie bei einer Tauschbörse“, sagt Karsten Höser von „Langendreer hat’s“. „Wer ein Buch nimmt, sollte auch eins zurück stellen.“ Kontrolliert wird das aber nicht.

Erste Leser schauen neugierig vorbei

Seit gestern ist der Bücherschrank an der Christuskirche geöffnet – und stößt auf reges Interesse. Nachdem die ersten Kisten ausgepackt wurden und die Spenden im Schrank landeten, steckten bereits einige neugierig ihre Nase hinein. So wie Duncan (3) und seine Mutter Ksenia Sczeponik: „Das ist klasse“, sagt sie. „Da werden wir öfter vorbei schauen.“

Der dreijährige Duncan Sczeponik und seine Mutter Ksenia sind die ersten am neuen Bücherschrank und schauen sich die Auswahl neugierig an.
Der dreijährige Duncan Sczeponik und seine Mutter Ksenia sind die ersten am neuen Bücherschrank und schauen sich die Auswahl neugierig an. © Thomas Gödde

Allein: Der Aufwand, der hinter einer solch simpel klingenden Idee steckt, ist beachtlich. Nachdem die Idee beim Stadtteilwettbewerb von Bochum Marketing punktete und mit 2000 Euro unterstützt wurde, begannen die Verantwortlichen mit der Suche nach möglichen Standorten. „Man darf nicht einfach irgendwo Bücherregale aufstellen“, so Saskia Schöfer von „Langendreer hat’s“. „Das muss beantragt und genehmigt werden.“

Allerlei bürokratische Hürden

Ein Hersteller war schnell gefunden: Die Werkstatt Constantin, in der Menschen mit Behinderungen arbeiten, übernahm die Montage. Auch die evangelische Kirchengemeinde war sofort bereit, eines der beiden Bücherregale aufs Kirchengelände zu stellen: „Für uns ist das eine schöne Ergänzung zu unserem Büchertisch im Gemeindehaus“, sagt Pfarrer Joachim Gentz. Die übrigen Genehmigungen einzuholen, war schwieriger: „Da müssen Gutachten für das Fundament her, da sind Stadtwerke und Tiefbauamt dran beteiligt“, so Frank-Dagobert Müller von „Langendreer hat’s“. „Dabei kann man schon Nerven lassen.“

Schränke stecken tief im Boden

Damit die Schränke den nächsten Sturm überstehen, sind sie 80 Zentimeter tief in den Boden eingelassen worden. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf rund 5500 Euro. Ein Teil davon kam bei einer Bücherbörse im Mai zusammen. „Vieles klappt nur über Spenden“, sagt Karsten Höser. Die Freude über die beiden Schränke ist groß – und die Verantwortlichen sind gespannt, wie sie angenommen werden. „Das ist ein schönes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement“, meint Paul Möller von „Laden e.V.“.

Bücherschränke nur behutsam befüllen

Die Bücherschränke sind Tag und Nacht geöffnet. Allerdings sollen nur Bücher hinein gestellt werden, die es noch wert sind, gelesen zu werden: „Das ist kein Altpapier-Container“, betont Saskia Schöfer. Der Verein „Langendreer hat’s“ freut sich sehr über Spenden. Nähere Informationen: www.langendreer-hats.de