Langendreer. . Im Theaterprojekt schildern sie ihr Leben während des Krieges in ihrer Heimat und nach der Ankunft in Bochum. Persönliche Momente

Seit nunmehr sechs Monaten probt eine Gruppe junger Geflüchteter zusammen mit der Theaterpädagogin Meike Misia im Rahmen des Projekts „heim:ART“ an dem selbst erarbeiteten Stück „...ein bisschen zufrieden, ein bisschen besorgt...“.

Die Basis für das Theaterstück bieten dabei die Erlebnisse, Wünsche und Hoffnungen der Geflüchteten selbst, wie auch Mooaz Shehadeh, einer der Schauspieler, berichtet: „Jeder von uns hat etwas von sich erzählt und wir haben das dann gemeinsam weiterentwickelt.“ Im Verlauf der Proben wurden die Geschichten der Teilnehmer schließlich zu einer gut einstündigen Collage zusammengesetzt.

„Wir wollen mit Theater zeigen, wie unser früheres Leben war, denn die Menschen kennen unsere Geschichten nicht“, erklärte Sioud Zorosado das Ziel des Projekts. Er ist ebenfalls einer der aktuell insgesamt elf Schauspieler, die von Misia angeleitet und ausgebildet werden.

Die Fluktuation innerhalb der Gruppe ist hoch, die Gründe dafür sind vielfältig. Doch Misia und ihre Schauspieler bleiben stets optimistisch. Immerhin habe sich mittlerweile eine feste Konstellation gefunden; die Aufführung kann also stattfinden. Das Stück, das in seinem Grundgedanken und formalem Aufbau Bertolt Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ ähnelt, befasst sich mit Situationen vor, während und nach dem Krieg.

Dabei wird mit unterschiedlichsten Darstellungsformen experimentiert. Während ein bewusst laut gehaltener Szenenumbau im Dunkeln durch Poltern, Klirren und hektische Schritte die Wirren und Traumata des Krieges symbolisieren soll, zeigt sich der Formularblätterkrieg an deutschen Behörden durch einen Schneefall aus Zetteln und Papier.

Zirkusreife Artistikeinlagen kontrastieren zu brutalen Gefängnisszenen, laute Musik durchbricht stille, persönliche Momente.

Abseits der Theaterarbeit erhalten die jungen Menschen zudem ein umfangreiches Training zu Themen wie deutscher Geschichte und Kultur, aber auch zu Möglichkeiten, die ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern sollen. Verantwortlich ist hier Integrationscoach Sabine Wings. Ihre Arbeit mit der Gruppe wird auch noch weitere drei Monate nach der zunächst einmaligen Aufführung des Stücks fortgesetzt, stets unter dem Gesichtspunkt der Ausbildung von Selbstbewusstsein durch Sprache und Bildung.

Ziel: Selbstbewusstsein entwickeln

Dieser Aspekt ist auch in der theaterpädagogischen Arbeit Misias von zentraler Bedeutung. „Es geht darum, das Selbstbewusstsein zu entwickeln, etwas in eine Sprache, die man gerade erst lernt, auf der Bühne zu zeigen“, fasst sie eines ihrer Anliegen zusammen.

Und die jungen Leute wissen ihre Arbeit zu schätzen. Alle sind dankbar für die Möglichkeit, sich mitteilen zu können.

Premiere am 2. November

Die Schirmherrschaft über das Projekt liegt bei Maja Niedernolte von der Initiative „Defakto – nach allen Regeln der Kunst“, die 2015 mit dem Initiativpreis NRW ausgezeichnet wurde. Ziel von Defakto ist es, die integrative Arbeit, vor allem im Bereich der theatralen (Sprach-)Förderung zu verbessern und berufliche Kompetenzen zu erschließen und zu fördern.
Uraufgeführt wird „...ein bisschen zufrieden, ein bisschen besorgt...“ am Mittwoch,2. November, um 19 Uhr im Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108. Weitere Aufführungen sind noch nicht geplant, aber möglich.