Laer. . Mit einem bunten Fest bedanken sich die Mitglieder der Hofgemeinschaft Bergmann bei ihren Unterstützern. Projekt in Laer startete vor vier Jahren.
Ein Haus, ein Hof und viele helfende Hände. So funktioniert die Haus- und Hofgemeinschaft Bergmann. „Wir bekommen so viel Hilfe, ohne die das alles gar nicht funktionieren würde, da kann man auch mal Danke sagen“, beschreibt Johannes Maria Tangen den Anlass für ein buntes Hoffest, das um eine selbst gebaute Jurte herum stattfindet und zu dem alle eingeladen sind, vor allem die Nachbarn und alle, die gelegentlich bei Garten-, Räum-, Umbau- und anderen Aktionen anpacken.
Angefangen hat auf dem Bergmann-Hof alles vor vier Jahren. „Die Idee entstand bei einer Geburtstagsfeier“, erzählt der Sozialwissenschaftler Christian Cleusters. Kurz darauf entdeckte der Ingenieur Mischa Schleimer bei einem Spaziergang zufällig diesen letzten Berger Hof (anno 1798), der einst den Rittersitz Haus Laer mit seinen landwirtschaftlichen Erträgen versorgte. Haus und Hof wurden bald gemeinschaftlich gepachtet und hergerichtet von einer Freundesgruppe aus Ingenieuren und im sozialen Bereich Beschäftigten, die heute zwischen 25 und 35 Jahren alt sind. Geschaffen haben sie sich ein Stück Landleben mitten in der Stadt auf einer zwei Hektar großen Fläche – mit einem mobilen Stall auf Rädern für zukünftige Schweine, einer himmelhohen Schaukel, einem Kompostklo, einem zwei Meter großen Solarkocher, einem professionellen Bewässerungssystem für den Gemeinschaftsgarten, Frühbeeten, Hochbeeten, Moorbeeten und Gewächshäusern. Zur Innenstadt sind es 20 Minuten. „Im letzten Jahr haben wir drei Tonnen Gemüse geerntet“, sagt Tangen. „Verkaufen ist aber nicht so mein Ding.“ Stattdessen wird getauscht und verteilt. „Wir bekommen so viel geschenkt, für unsere Werkstatt zum Beispiel, oder jemand mäht für uns den Rasen. Da verschenken wir gerne mal eine Kiste Gemüse.“ Übrigens auch an Freiwillige, die mithelfen, Unkraut zu zupfen.
Zu den monatlichen Hoftagen kommen jüngere und ältere Menschen mit und ohne Gartenerfahrung, mit und ohne zeitliche oder körperliche Einschränkungen. „An den Hochbeeten können ältere Menschen gut arbeiten, man braucht sich nicht zu bücken“, erklärt Sinja Strunz. „Und für Kinder sind sie genau auf Augenhöhe.“
„Das ist die Zukunft, was die hier machen“, sagt ein begeisterter Besucher des Hoffestes. „Ganz schön mutig auch. Ich lebe zurzeit leider allein und stelle fest, dass in einer Gemeinschaft viel mehr möglich ist.“
„Wir machen uns jetzt ans Brot“, verkünden Mischa Schleimer und Jan Kochsiek und demonstrieren den frisch restaurierten, freistehenden historischen Backofen, der seit 1935 erstmals wieder benutzt wird. Mit 1,60 Meter Durchmesser bietet er Platz für 120 Brote. Eine Bochumer Bio-Bäckerei sponserte 30 Kilo Brotteig. Gleich nebenan ist die professionell ausgestattete Schreinerwerkstatt. „Wir haben nicht den Anspruch, uns komplett selbst zu versorgen“, sagt Schleimer. „Aber es ist toll zu sehen, was möglich ist.“