Gerthe / Altenbochum. . Zum „Tag der Pflege“ erinnert das Johanneswerk an die Erfolge einer Charta, die vielen Bewohnern bessere Betreuung und Selbstbestimmung sichere.
Daheim im Kreise seiner Liebsten das Zeitliche zu segnen, ist ein Wunschtraum, den viele haben. Doch die Realität sieht oft anders aus: Viele Menschen sterben in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung.
Zum „Tag der Pflege“ am Donnerstag, 12. Mai, erinnert das Evangelische Johanneswerk an die „Pflege-Charta“, die vor zehn Jahren entwickelt wurde und seither bundesweit in vielen Einrichtungen ihren Einzug gehalten hat.
Das Wohl der Bewohner habe sich durch diese Richtlinien spürbar verbessert, berichtet Anke Rother, Leiterin des Wichern-Hauses in Gerthe. „Das Johanneswerk zählte vor zehn Jahren zu den Erstunterzeichnern, und die Pflege-Charta setzt bis heute Maßstäbe.“
Nicht nur gute Betreuung und Pflege, auch viel Selbstbestimmung und Privatsphäre sind in dieser Charta verankert. Die Mitarbeiter des Johanneswerks, zu dem in Bochum neben dem Wichern-Haus auch der Buchen-Hof in Altenbochum zählt, würden die acht Artikel, die in diesem Katalog vereinigt sind, beherzigen: „Den Bewohnern soll ein möglichst normales Leben ermöglicht werden. Das gehört zum Grundrecht“, sagt Carola Brauckmann vom Sozialdienst des Buchen-Hofes.
Freiheit und Sicherheit
Ein Artikel der Pflege-Charta sichert den pflegebedürftigen Menschen das Recht zu, „vor Gefahren für Leib und Leben geschützt zu werden“. Mit diesem Punkt haben sich Daniel Monno, Pflegedienstleiter des Buchen-Hofs, und seine Kollegen intensiv auseinander gesetzt. „Im Alltag geht es darum, Freiheit und Sicherheit für die Bewohner abzuwägen, und das ist oft ein schwieriger Prozess“, sagt er.
Kleines Beispiel: Eine ältere Frau besteht darauf, im Winter nicht mehr anzuziehen als ihre Kittelschürze, obwohl das für sie natürlich viel zu kalt ist. Gehört es zu ihrer Freiheit, dies zu tun, oder sollten die Pflegekräfte ihr gegen ihren Willen eine Jacke überziehen?
Viele Ältere haben Angst vor Stürzen
Kniffeliger werden solche Entscheidungen etwa bei einem drohenden Verletzungsrisiko: „Viele ältere Menschen haben Angst vor Stürzen oder davor, nachts aus dem Bett zu fallen“, sagt Daniel Monno. „Doch sollte man den Patienten deswegen fixieren oder mit einem Bauchgurt ans Bett schnallen?“ Solche Maßnahmen, die den Bewohner in seiner Freiheit erheblich einschränken würden, wolle der Buchen-Hof vermeiden. „Wir sagen: Ein Sturz gehört zum Lebensrisiko dazu. Wir arbeiten schon lange daran, Fixierungen zu umgehen.“
Stattdessen bieten Buchen-Hof und Wichern-Haus ihren Bewohnern viele Aktivitäten an. Dazu gehören Ausflüge, Spaziergänge oder ein Kraft-Balance-Training.
Pflegeheime öffnen ihre Türen
Mit jeweils ca. 100 Bewohnern gehören Buchen-Hof (Goerdstraße 20) und Wichern-Haus (Kolpingplatz 2) zu eher mittelgroßen Einrichtungen. „Wir sind familiäre Häuser“, sagt Carola Brauckmann vom Buchen-Hof.
Zum Tag der Pflege öffnen das St. Marienstift (Humboldtstraße) und St.-Mauritius-Stift (Knüwerweg) am Donnerstag, 12. Mai, ihre Türen: Jeweils von ca. 10 bis 18 Uhr bieten beide Häuser Führungen und Aktionen an.
Auch das Frieda-Nickel-Zentrum der Awo, Luchsweg 33, in Langendreer beteiligt sich am heutigen Tag der Pflege. Ab 14 Uhr kann sich jeder über die Betreuung der Einrichtung an einem Infostand im Café informieren. Ab 15 Uhr steht Ingrid Kramer, Leiterin des „Hospizdienstes Mandala“, zur Verfügung. Mitglieder der Bochumer Symphoniker spielen ab 16 Uhr unter dem Titel „Salon Musik“. Die Cafeteria ist ab 15 Uhr geöffnet.