Altenbochum. . St.-Anna-Stift an der Bruchspitze soll in den kommenden zwei Jahren stark verändert werden. So gibt es dort bald wesentlich mehr Einzelzimmer als zuvor.

Tag für Tag dreht Doris Grey mit dem Rollstuhl ihre Runden durchs St.-Anna-Stift an der Bruchspitze. Seit knapp zwei Jahren wohnt die rüstige Dame bereits dort. „Und dies wirklich gern“, so fügt sie gut gelaunt an. Doch mit himmlischer Ruhe könnte es in dem traditionsreichen Pflegeheim bald für eine Weile vorbei sein: Denn das St.-Anna-Stift erlebt ab Ende Februar die größte Umbauaktion seiner Geschichte – und bei den Verantwortlichen steigt die Spannung merklich.

„Mal abgesehen von kleineren Arbeiten wie dem Einbau einer Teeküche ist hier in den letzten 30 Jahren nicht viel passiert“, erzählt die langjährige Geschäftsführerin Christine Bischoff. „Dies wird sich jetzt grundlegend ändern.“

Nötig wird dies durch ein neues Alten- und Pflegegesetz, das Mitte 2018 in Kraft tritt und den Pflegeheimen in NRW vorschreibt, einen Anteil von 80 Prozent an Einzelzimmern nachweisen zu müssen. Im St.-Anna-Stift waren es bislang nur 71 Prozent, also 78 Einzelzimmer und 31 Doppelzimmer für 140 Bewohner. Nach dem geforderten Umbau werden daraus 94 Einzel- und 23 Doppelzimmer werden. Jedes Zimmer verfügt dann zudem über ein eigenes Bad. Bislang mussten sich in einigen Doppelzimmern vier Bewohner ein Bad teilen. „Das ist natürlich schon länger nicht mehr Standard“, meint Bischoff.

Viele wollen nicht allein sein

Doch längst nicht jeder Bewohner, so erzählt die Geschäftsführerin, beharre auf ein Einzelzimmer. „Viele schätzen natürlich die Privatsphäre, aber längst nicht alle wollen in ihren Zimmern alleine sein.“ Gerade für demente Bewohner sei der häufige Kontakt mit anderen Menschen wichtig.

Qualitätsmanagerin Maike Kapuschinski (links) und Geschäftsführerin Christine Bischoff stecken mitten in den Vorbereitungen für den großen Umbau.
Qualitätsmanagerin Maike Kapuschinski (links) und Geschäftsführerin Christine Bischoff stecken mitten in den Vorbereitungen für den großen Umbau. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Serv

„Bei uns leben auch Ehepaare“, so Maike Kapuschinski vom Qualitätsmanagement. „Und zwischen einigen Bewohnern, die gemeinsam ein Zimmer teilen, sind echte Freundschaften entstanden.“

Umbau kostet sechs Millionen Euro

Die gesetzlichen Vorgaben gilt es nun umzusetzen. Dafür nimmt das St.-Anna-Stift eine stolze Summe in die Hand: Sechs Millionen Euro wird der aufwändige Umbau, der bis Frühjahr 2018 abgeschlossen sein soll, kosten. 300 000 Euro stammen vom Deutschen Hilfswerk, den Rest muss das Stift als GmbH selber finanzieren.

Umbauarbeiten bei laufendem Betrieb

Am 29. Februar rücken die Bauarbeiter an, um in den kommenden zwei Jahren das St.-Anna-Stift komplett umzubauen – und dies im laufenden Betrieb. Bisherige Büroräume werden zu Wohnzimmern umgebaut, die Geschäftsführung zieht derweil ins Dachgeschoss. „Den gewohnten Alltag der Bewohner wollen wir natürlich so wenig wie möglich beeinträchtigen“, sagt Christine Bischoff, die sich auf das Ergebnis sichtlich freut. „Am Ende wird hier vieles schöner werden.“ Dazu zählt u.a. ein großer Aufenthaltsraum, auf den auch Bewohnerin Doris Grey schon wartet. „Das wird spannend.“

St.-Anna-Stift war einst ein Schwesternhaus

Das St.-Anna-Stift blickt auf eine mehr als 120-jährige Geschichte zurück. Gegründet wurde es 1895 als Schwesternhaus, bis 1986 war es an der Wittener Straße beheimatet. Die Aktivitäten für die Bewohner sind vielfältig: So werden neben Bastelkursen auch Ausflüge und Feiern organisiert.