Altenbochum. . Konzert der Bochumer Symphoniker im St.-Anna-Stift kommt bei den Senioren prima an. Sie freuen sich über ein bisschen Kaffeehaus-Atmosphäre.
Mitwippen im Takt, mit geschlossenen Augen den Tönen folgen, glücklich lächeln: Unterschiedlich berührt waren 50 Bewohner des St.-Anna-Stifts, als das Salonquartett „Da Capo“ ein Konzert in ihrem Speisesaal gab. Die vier Mitglieder der Bochumer Symphoniker (BoSy) traten im Rahmen der Stadtteilkonzerte von „BoSy vor Ort“ an der Bruchspitze auf.
„Oh, das war wunderschön“, brachte es Seniorin Hanna Schelte am Ende des musikalischen Nachmittages auf den Punkt und sprach den anderen Anwohnern aus der Seele. Thomas Köster, Sozialer Dienst im Stift, forderte – unter Beifall – nicht nur eine Zugabe von den Musikern: „Sie können gerne wieder kommen. Sie haben unsere Bewohner an schöne Zeiten erinnert“. Wieder Applaus.
Orchesterleiter und Moderator Michael Grandjean freute sich sehr über so viel Anteilnahme. Ein Versprechen, bald wieder zu kommen, wollte er jedoch nicht geben. Auf Erinnerungen setzte Grandjean allerdings schon bewusst zum Auftakt des Konzertes. Da betonte er nicht nur passend zur Uhrzeit am Nachmittag: „Wir geben hier ein Kaffeehausmusik-Konzert.“ Er knüpfte auch daran an, dass in den 50er und 60er Jahren noch eine Kapelle zu Kaffee und Kuchen im Kaufhaus Kortum spielte. Die Reaktion im Saal zeigte: Das wussten noch einige.
Publikum klatscht begeistert
Und los ging es. Grandjean (Geige) Andreas Weiß (Klarinette), Thomas Fleischer (Cello) und Meret Haug (Harfe) intonierten klassische Werke und Tänze. Die Zuhörer ließen sich von dem Melodienreigen – etwa von Georges Boulanger, Johannes Brahms und Dmitri Schostakowitsch – einfangen und gingen begeistert mit. Immer wieder gab es Beifall. „Bravo, das ist immer schon meine Musik gewesen“, rief zudem eine Seniorin beim ungarischen Tanz von Antonin Dvorak. Den krönende Konzertabschluss bildete ein Potpourri bekannter Schlagermelodien rund um die See. Ob „Die Liebe des Matrosen“ oder „Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln gehn“: Die Senioren waren sichtlich bewegt. Eine Bewohnerin erklärte später warum: „Meine erste Liebe war ein Matrose.“
Zwei Mal im Monat gibt es Abend-Cafés
Thomas Köster, Sozialer Dienst im St.-Anna-Stift: „Die Bochumer Symphoniker fragten vor Monaten an, ob sie hier spielen könnten. Wir haben gerne ja gesagt.“
Im Stift gibt es eine musikalische Tradition: Zwei Mal im Monat gibt es Abend-Cafés im Speisesaal: mit Klavier-, Akkordeon- und Gitarrenmusik.
Johannes Töpeler (101) verband mit den Schlagern schöne Erinnerungen: Etwa an eine Schifffahrt nach Helgoland. Sein Lieblingsstück am Nachmittag war die „Baccarole“ aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach. „Sehr schön gespielt“, lobte er. Weiter in ihren Erinnerungen zurück gingen Theo und Doris Brüseke: „Wir haben uns an schöne Zeiten vor etwa 60 Jahren erinnert“, so der 83-Jährige mit strahlenden Augen. „Nicht nur bei Kortum gab es Kaffeehaus-Musik. Auch bei Wertheim und anderen Cafés in der Stadt spielten Kapellen.“ Leider sei davon nichts mehr geblieben. Umso schöner daher, dass wenigstens an diesem Nachmittag diese Zeit noch ein Mal an der Bruchspitze auflebte.