Laer. Kleinkunstabend der Stadtteilinitiative kommt prima an. Es gibt Kabarett, Musik – und Thomas Ackermann schlüpft in die Rolle des Ruhrpott-Nörglers.

Hängende Mundwinkel, halb kauend, halb zitternd, stilechte Schiebermützen und Hornbrillen, nicht zu vergessen die Krücke mit BVB-Sticker: Thomas Ackermann und Ulrich Neumann mimen die knochentrockenen Oppas aus’m Revier – und das Publikum im evangelischen Gemeindehaus Laer lacht sich die Augen feucht. Beim Kulturabend „Klein-Künst-Laer“, veranstaltet von der Stadtteilinitiative Laer, sollte der Ortsteil zusammenkommen, sich gemeinsam amüsieren und der Musik lauschen, von Irish Folk bis zu den Beatles-Klängen der 60er.

„Wir wollen das Wir-Gefühl stärken“, sagt Veranstalter Reinhard Voigt. Deshalb habe man auch nur Künstler aus Laer und deren Freunde eingeladen. Ackermann und Neumann, gemeinsam Teil der Kabarett-Gruppe „Die Scheibenwischer“, machen den Anfang: Die zwei Revier-Opas sitzen vorm Publikum, erzählen einander Anekdoten oder lästern über die „sympathieabweisenden Textilien“ ihrer Pflegerin. Ackermann schlüpft später noch in die Rolle des Überraschungsgastes Herbert Knebel. Sollte das Original Uwe Lyko mal unpässlich sein – Ackermann wäre der perfekte Ersatz-Knebel. Da sind sich die rund 100 Besucher im Gemeindehaus einig.

„Das ist richtig schön dem Volk auf’n Mund geschaut“, findet Gudrun Kloster. „Wir gehen ja auch ins Theater und sowas, aber für’s Herz und zum Lachen ist sowas einfach schön“, so die ältere Dame. Besonders gefällt ihr, dass der Abend so familiär ist: „Heutzutage gehen die Leute nicht mehr so schnell aufeinander zu, aber hier kommt man zusammen.“

Die beiden Kabarettisten Thomas Ackermann und Ulrich Neumann (links) sorgen als „Oppas aus’m Revier“ für viel Gelächter.
Die beiden Kabarettisten Thomas Ackermann und Ulrich Neumann (links) sorgen als „Oppas aus’m Revier“ für viel Gelächter. © FUNKE Foto Services / Olaf Ziegler

Auch in Sachen Musik kommt es zu freudigen Zusammenkünften: Der Laersche Horst Wenke spielte sein zehn Jahren wieder zum ersten Mal gemeinsam mit seinem alten Partner Andreas Ollesch – und zwar Irish Folk, von koboldhafter Fröhlichkeit bis zur Melancholie eines verrauchten Pub-Abends. Ein schräges, aber durch und durch sympathisches Duo: Während Ollesch – wenn er nicht gerade irische Traditionsmelodien aus seiner Geige zaubert – eher den mürrischen Part gibt, entpuppt sich sein Partner Wenke als wahres Goldkehlchen – besonders beim „Song for Ireland“, einer Hymne auf bierselige Kumpelhaftigkeit.

Trio übernimmt Part von Macher Reinhard Voigt

Seit zwei Jahren treffen sich die 20 Teilnehmer der Stadtteilinitiative Laer jeden ersten Dienstag im Monat. Neben Kleinkunstabenden, Wandertagen und ähnlichen Events engagiert sich das Team um Reinhard Voigt aktuell für einen Stadtteilmanager für den gesamten Bochumer Osten. „Wir sehen uns als Ergänzung der Stadtteilpolitik“, sagt Reinhard Voigt.

Voigt selbst bleibt der Initiative allerdings nicht mehr lange erhalten – er zieht um, weg von Bochum. Seinen Part übernehmen künftig gemeinschaftlich Monika Ackermann, Gerd Dominik und Susanne Reuter.

„Der Horst, der macht die Sachen mit Herzblut“, sagt Ollesch über seinen Laerschen Musikerkollegen. Er selbst habe früher auch hier gewohnt. „Und das ist ja das Schöne: Ich kenne all die Leute hier“, sagt er. Während des Gesprächs spielt er an der Anglo-Concertine herum, einem irischen Traditionsinstrument, und demonstriert verschiedene Töne. Dann sagt er: „Es hört sich vielleicht blöd an, aber an Abenden wie heute kommt man irgendwie nach Hause zurück.“ Zum Abschluss des Abends gibt es Beatles-Songs auf der Gitarre: DJ Gerd Dominik hat sich in Jürgen und Thomas Verstärkung geholt. Zu dritt spielen sie Klassiker wie „Help“, Let it be“, Hey Jude“ oder „Yellow Submarine“, bei denen das begeisterte Publikum lautstark mit einstimmt. „Der Abend sollte ein bisschen Spaß machen“, sagt Gerd Dominik abschließend. „Und das haben wir geschafft“. Die Veranstaltung geht sogar in die Verlängerung: Bis kurz vor Mitternacht sitzen ein paar Gäste um Horst Wenke noch zu einer Session an der Bar. Gelungener Abschluss eines rundum gelungenen Abends.