Langendreer. Ex-Kriminalhauptkommissar Reinhard Bottländer schreibt in seinen Büchern über wahre Fälle – auch von einem Doppelmord vor 40 Jahren in Langendreer.

Nicht immer ist es Fantasie, was Leser bei Kriminalromanen erleben. Das machte die Lesung mit Autor Reinhard Bottländer in der Stadtteilbücherei sehr deutlich. Der ehemalige Kriminalhauptkommissar, der bis zum Jahr 2000 bei der Bochumer Polizei tätig war, erklärte dort auf Einladung des Bibliothek-Fördervereins „Langendreer liest“ den gut 40 Zuhörern, wie nah seine Geschichten an der Realität spielen.

Die literarische Verarbeitung eines Kriminalfalls, der im Sommer 1974 im Stadtteil stattfand, war Höhepunkt des Abends. Ein brutaler Sexualtäter ermordete eine 43-jährige Mutter und ihre 18-jährige Tochter beim Versuch, die Jugendliche zu vergewaltigen. Harter Tobak für die Zuhörer, die intensiv einem Textausschnitt aus dem jüngsten Buch „Infam – und tödlich (Wahre Kriminalerzählungen)“ zuhörten.

„Das war der erste Mordfall, mit dem ich als junger Kommissar zu tun hatte. Ich kann mich noch sehr gut an alle Namen und Details erinnern“, erklärte Bottländer eingangs dazu. Bei der Verhaftung wäre er selbst fast getötet worden: Der Täter hielt ihm damals im Bochumer Verein eine Zange mit glühenden Eisen vor den Bauch. Ein Polizeikollege rettete ihn. „An dem Tag habe ich ein zweites Leben geschenkt bekommen“, so der 66-Jährige. An diesen Mordfall erinnern konnte sich auch einige ältere Zuhörer, wie die Gespräche nach der Veranstaltung zeigten.

„Hier in Langendreer bin ich Streife gefahren“

Zunächst stellte sich der gebürtige Gerther vor: Mit 17 Jahren ging er zur Schutzpolizei nach einer Lehre als Betriebsschlosser auf Lothringen. Bottländer: „Hier in Langendreer bin ich Streife gefahren.“ 1972 wechselte er zur Kriminalpolizei, um Fahnder zu werden.

1978 mit Kinder- und Jugendbüchern angefangen

Mit dem Schreiben fing Reinhard Bottländer dann 1978 an: zunächst waren es Kinder- und Jugendbücher, in denen er seine Kindheit sowie Polizeigeschichten verarbeitete. Nach 20 Jahren Pause folgte – nach langer Krankheit und dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst – der erste Kriminalroman mit dem Titel „Mord im Sumpf“ (2007), der in Gerthe spielt.

„Beim Schreiben habe ich das nur ein wenig ausgeschmückt“

Der Autor las zunächst Auszüge aus „Balkan Connection“, seinem Krimi aus dem Jahr 2009. Darin wird die Geschichte von Mutter und Tochter erzählt, die nach dem Balkankrieg in die Fänge von Kriminellen fallen, die mit Frauen, Drogen und Waffen handeln. Bottländers Anteil aus dem Bochumer Arbeitsleben bestand darin, im Team die Bande zu fangen. Alles tatsächlich passiert. „Beim Schreiben habe ich das nur ein wenig ausgeschmückt“, gesteht der ehemalige Hauptkommissar.

Ab morgen steigt ein Bücherverkauf

Der Förderverein „Langendreer liest“ gründete sich am 13. Juli 2011. Sein Ziel: die Arbeit der Stadtbücherei Langendreer ideell und finanziell zu unterstützen.

Die nächste Förderaktion läuft morgen an: am Dienstag, 10. März, Donnerstag, 12. März, und Freitag, 13. März, findet jeweils von 11 bis 18 Uhr ein Bücherverkauf in der Bibliothek (Unterstraße 71) statt. Im Angebot sind Romane, Krimis (auch aus der Region), Kinder- und Jugendbücher sowie Rezensionsexemplare neuerer Bücher.

Bottländers Schreibstil, aber auch sein Auftreten kamen bei den Zuhörern gut an. „Der Mann ist ein Naturtalent. Sein Art, Realität mit Literatur zu verknüpfen, gefällt mir gut“, erklärte etwa Daniel Händel. Michaela Rocca: „Mir hat besonders gefallen, wie er seine Kindheit beschrieben hat. Das war so authentisch.“

Zufrieden war auch Brigitte Bablich-Zimniok, Vorsitzende von „Langendreer liest“: „Wir hatten viele Besucher. Einige Fremde und vor allem viele jüngere Leute kamen“, so ihr Fazit. Der Förderverein organisierte diesen Leseabend im Rahmen der landesweiten Nacht der Bibliotheken.