Nach 20 Jahren verabschiedete die Willy-Brandt-Gesamtschule ihren Gründungsrektor Klaus Wiegand.Doch auch als Pensionär wird dieser sich nicht über Langeweile beklagen müssen
Werne. Der Mann ist jetzt - ernannt von der Oberbürgermeisterin höchstpersönlich - "Ehrenrektor auf Lebenszeit" und steht trotzdem weiter seinen Mann an der "Bildungs-Front" in der Willy-Brandt-Gesamtschule: Acht Wochen-Stunden in der Oberstufe will Klaus Wiegand, der Gründungsrektor der jüngsten Bochumer Gesamtschule, auch als Pensionär geben.
Wenn man vor einigen Tagen genau hingehört hat bei seinerAbschiedsveranstaltung in der Aula der Schule, dann weiß man: Eigentlich ist der Boss noch gar nicht reif für den Ruhestand - und die paar Stunden Oberstufe sind für den engagierten Pädagogen ein Tropfen auf den heißen Stein. Viel lieber hätte er weiter gemacht, hätte weiter die Geschicke der Schule gelenkt und zusätzlich die ganz persönlichen Freuden ausgekostet, die es bringt, wenn man jungen Menschen Wissen vermitteln kann. Man darf durchaus gespannt sein, ob bei der Planung des Schuljahres 2009/10 nicht vielleicht doch noch ein paar Stündchen für Wiegand abfallen...
Dass der Chef nach genau 20 Jahren gehen muss, bedeutet gleichzeitig, dass auch die an der Wittekindstraße ansässige Lehranstalt die zwei Jahrzehnte voll hat (wir berichteten). Es war von Anfang an "seine" Schule - auch wenn in der Zeitung damals von einer "Second-Hand-Schule" die Rede war, weil man auf alte Räume, Möbel und Unterrichtsmaterialien zurückgreifen musste. Wiegand machte die Belange der Einrichtung, die Belange der Schüler stets zu den seinen und war ein "harter Hund", wenn es um die pädagogische Gesamtkonzeption seiner Schule ging.
"Nun lasst einen alten Mann nach Hause gehen", zitierte Wiegands Stellvertreter Ortwin Becker Altbundeskanzler Helmut Schmidt unter dem herzlichen Gelächter der Geburtstagsgäste. Becker erinnerte daran, dass dieser Satz 1982 gesprochen wurde, als Schmidt nach dem konstruktiven Misstrauensvotum seines Amtes als Kanzler der BRD enthoben wurde. "Heute, 26 Jahre später, ist Helmut Schmidt zwar ein hoch betagter, aber für unsere Gesellschaft immer noch gefragter Mann, der den Weg nach Hause nie wirklich angetreten hat", ergänzte Becker.
Auch dass Klaus Wiegand mit 65 untätig in seinem Ohrensessel sitzen könnte, muss niemand befürchten. Schließlich ist der Mann schon seit vielen Jahren in der Wittener Kommunalpolitik tätig. In den Ausschüssen für Arbeitsplatz- und Wirtschaftsförderung, für Stadtentwicklung, für Wohnen und Umweltschutz sowie im Haupt- und Finanzausschuss und für Sport und Soziales fungiert er jeweils als Stellvertreter des Vorsitzenden.