Zeit seines Lebens galt er als der Vortänzer der Stadt schlechthin.

Das Tanzen in Bochum trägt seinen Namen. Zeit seines Lebens galt er als der Vortänzer der Stadt schlechthin. Dieser Ruf wird bleiben. Auch nach seinem Tod. Bobby Linden ist gestorben, wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag.

Nicht wie die Hühner auf der Stange

Auch wenn es hier oder dort andere, kleinere Tanzschulen gab, so zog es die meisten Bochumer doch zu ihm aufs Parkett. Zuerst an die Franzstraße, seit 1960 dann an die Kortumstraße, unweit des Museums. Ganze Generationen haben unter Bobby Lindens Dach die ersten tänzerischen Schritte unternommen, die ersten zarten Bande geknüpft und womöglich sogar eine heiße Rock'n'Roll- oder Hip-Hop-Nummer hingelegt. Denn offen für Neues, für Modernes war Bobby Linden immer. Hier sollten die Mädels nicht wie die Hühner auf der Stange sitzen und verschämt abwarten. Damenwahl!

Mit 80 im Porsche: 270 km/h

Bobby Linden, der Wirbelwind. Volldampf-Tanzlehrer, der bis ins hohe Alter gerne rasend schnell unterwegs war. Noch mit 80 zog es ihn ab und zu zum Nürburgring, wo er mit 270 km/h in seinem Porsche über den Asphalt heizte. Das Tanzparkett hatte er zu diesem Zeitpunkt schon verlassen. Mitte der 90er Jahre hatte sich Linden aus dem Geschäft zurückgezogen, dafür hatte er mehr Zeit für Ehefrau Theresa, für die Muße und für Späße. Denn ein munterer, geselliger Typ, manche bezeichneten ihn als Kaspar, war er immer.

"Er hat gerne Blödsinn gemacht"

Sein Freund und Wegbegleiter Arno Brand erinnert sich: „Er hat gerne Blödsinn gemacht. Zum Beispiel bei Tanzlehrer-Kongressen.” Bobby Linden habe es nie leiden können, wenn sich Menschen so richtig wichtig machten. So kam es, dass in den 60er Jahren, in der Zeit der Super-Acht-Filme, Herr Linden plötzlich am Boden lag, mitten zwischen 500 verblüfften Tanzlehrern, und so tat, als würde er ebenso angestrengt kurbeln und filmen, wie viele andere in diesem Saal.

Lebenslustig bis zum Schluss

Gemeinsam mit seiner Frau Viola war Arno Brand zunächst Mitarbeiter bei Bobby Linden, später übernahm er selbst Tanzschulen, im Jahr 2000 dann die von Bobby Linden, die jetzt Sohn Wolfgang leitet. Bobby Linden hatte sich nach seiner aktiven Tanzlehrerzeit nicht mehr häufig in der Tanzschule sehen lassen. Eher verschlug es ihn nach gegenüber, ein Eis essen oder Kuchen. Doch auf Bochums Straßen sah man ihn immer wieder – und vor allem immer wieder gerne. Er winkte fröhlich, hatte einige nette Worte auf den Lippen und war bis zu seinem Tod ein drahtiger, lebenslustiger Typ – der sich selbst nicht so wichtig nahm. Sehr sympathisch.