Bochum. Im Schatten der Ruhr-Universität hat sich so etwas wie eine Idylle bewahrt. Die Menschen kennen sich und lieben die Nähe zur Hochschule und gleichzeitig zur Natur. Die Straße grenzt direkt an das Uni-Center und hat sich trotz der nur noch wenigen Alt-Querenburger Gebäuden den dörflichen Charakter bewahrt.

Die schmucke, gepflasterte Straße ist verkehrsberuhigt. Temposchwellen halten die Autofahrer alle paar Meter dazu an, abzubremsen. Rechts und links stehen hohe, imposante Bäume. Eine alte Kastanie markiert den Mittelpunkt dieser Straße und steht vor einem denkmalgeschützten Haus. Beschaulich und ruhig ist es in der Tempo-30-Zone – fast schon eine kleine Dorfidylle am Rande von Querenburg.

Auf dem Aspei können die Kinder noch auf den Straßen toben, Skateboard oder Inliner fahren und Seilchen springen. Es gibt sowohl Einfamilienhäuser mit hübschen Gärten als auch Mietshaus-Bauten, die in den letzten Jahren vermehrt dazugekommen sind. Jedes Haus sieht anders aus. Rote Ziegelstein-Optik, blauer oder gelber Wandputz und altes Fachwerk sind hübsch nebeneinander aufgereiht. Ein bisschen entzückt ist man schon, wenn man Auf dem Aspei entlang spaziert.

„Alt Querenburg“ hatte keine Chance

Ganz am Ende der Straße steht ein dreistöckiges Gebäude von 1901. Über der Eingangstür hängt ein Schild, dessen Lettern langsam abblättern. „Alt Querenburg“ ist darauf noch zu erkennen. Die ehemalige Gastwirtschaft ist geschlossen. „Wirtschaften am Rande der Stadt haben heute kaum noch eine Chance mehr“, sagt Andrea Florek, die Tochter der Hausbesitzer Wolfgang und Rosemarie Schmerkötter. Im Festsaal der Kneipe feierte beispielsweise der ansässige Querenburger Karnevalsverein seine Prunksitzungen. Aus der Kneipe ist Wohnraum geworden. Florek wohnt dort jetzt im Erdgeschoss mit ihrer Familie.

Die Apartments über ihr werden an Gäste vermietet. Denn: die Wirtschaft musste gehen, doch das seit 1977 bestehende Hotel Schmerkötter (1) wird als Familienbetrieb weitergeführt. Von der unmittelbaren Nähe zur Ruhr-Universität und zur Fachhochschule profitiere das Haus. „Gastprofessoren und -dozenten sind unsere Gäste, genau wie Arbeiter der umliegenden Gewerbegebiete“, erklärt Hotel-Besitzerin Rosemarie Schmerkötter. Es gibt dort acht Zimmer und vier Apartments. „Das ist mein Leben“, sagt die 69-Jährige.

Früher gab es mehr Läden

Sie erzählt noch ein bisschen davon, wie das Leben früher Auf dem Aspei war. Es gab mal einen Bäcker und den Friseurmeisterladen von Erich Meiser: „Der war ein Original aus Querenburg“, erinnert sie sich gerne. Heute ist an dessen Stelle der Bioladen Arche (2) zu finden.

Geht man die Straße hinauf, gelangt man zum Buscheyplatz. „Das war unser ehemaliges Einkaufsviertel“, so Schmerkötter. Doch als das Uni-Center mit seinen Geschäften und Bäckereien immer größer wurde, mussten die Läden an diesem Plätzchen weichen. Verlassen und grau sieht der Buscheyplatz heute aus. Einzig eine Apotheke und ein Weinladen sind geblieben. Für Studenten gibt es hier noch die Kneipe „Clochard“.

Einen Kiosk (3) gibt es Auf dem Aspei. Seit 20 Jahren steht Udo Benz montags bis sonntags für seine Kunden hinter der Ladentheke – ein Knochenjob, den er aber gerne mache. „Ich schätze meine Kundschaft und die Gespräche“, erklärt er. Sein Kiosk bilde einen kleinen Mittelpunkt auf der Straße. Dort trifft man sich und quatscht auch mal. „Bei mir kaufen die ganz Kleinen und auch die ganz Großen“, lacht der 58-Jährige. Gemischte Tüten, Spielzeug, Zeitungen und Zeitschriften, all das gibt es bei ihm zu kaufen. Auch frische Backwaren locken seine Stammkunden zu ihm.

Kunst und Kultur bietet der Verein Aspei (4), der seit 1996 besteht. Es ist eine Vereinigung von Künstlern und Schriftstellern mit dem Ziel, Ost- und Westliteratur sowie Kunst zu fördern. „Wir pflegen engen Kontakt zu Moskauer und polnischen Künstlern“, erklärt Gisela Krey, Schatzmeisterin des Vereins. Lesungen, Konzerte, Vorträge und Performances werden im Dialog mit internationalen Künstlern organisiert. „Gerade noch haben wir eine Ausstellung von Kunst und Literatur in Tiflis in Georgien veranstaltet“, erklärt Krey.

Eine uralte Flurbezeichnung

Auf den uralten Flurnamen Aspey oder auch Aspergs geht der Straßenname Auf dem Aspei zurück. Auf den alten Katasterkarten ist damit das Espen- und Eichengehölz gemeint, das als Mast- und Weidegrund („Hude“) ursprünglich dem Rittergut Heven und den Bauernhöfen Lenners, Thöne, Meesmann und Frielinghaus als Markengrund unterstand.

Gemäß eines Ediktes von Friedrich des Großen vom 18. Juli 1765 über die Aufteilung der Gemeinheiten in der Grafschaft Mark unter den Markberechtigen aufgeteilt. Nach einem Bericht Dr. Günther Höfkens im Bochumer Heimatbuch über die Geschichte des Rittergutes Heven bekam dieses damals etwa drei Fünftel Lenners und Meesmann je ein Fünftel des Gebietes. Die Höfe Frielinghaus und Thöne mussten von dem Anteil des Hauses Heven abgefunden werden. Beide erhielten jeweils einen Scheffel Land, der Rest von 47 Scheffeln ging an die Kötter der Hustadt in Pacht. Die Maßeinheit „Scheffelsaat“ bezeichnete eine Fläche von rund 1700 Quadratmetern.

Höfken schreibt, dass noch heute das Wäldchen im Bereich der Grenze zu Laer den Rest dieses ehemaligen Gemeingrundes Aspei markiert.