Bochum. Zwei Ehrenfelderinnen, Barbara Jessel und Dagmar Bartsch, beide 59 Jahre, wollen eine Nachbarschaftshilfe im Viertel gründen. Treffen ist am nächten Mittwoch im Seniorenbüro Mitte. Barbara Jessel: „Wir wollen das Quartier für Ältere nutzen.“

Zwei Frauen suchen Mitstreiter, um im Ehrenfeld eine Nachbarschaftshilfe zu gründen: Barbara Jessel und Dagmar Bartsch, beide 59 Jahre, wollen nicht isoliert im Viertel alt werden. „Wir suchen Leute, die die gleichen Ideen haben, die motiviert sind und selbstbestimmt lange zu Hause wohnen bleiben wollen.“

Das Ehrenfeld lieben beide; wegziehen will keiner. „Es geht doch darum: wie kann man das Quartier nutzen für Ältere?“, sagt Barbara Jessel, die erstmals für die Grünen im Rat sitzt und 13 Jahre lang die Gaststätte Orlando führte. „Unsere Gesellschaft wird immer älter. Probleme, die heute noch nicht so wahrnehmbar sind, werden immer akuter.“

Vorbild ist das Alsenwohnzimmer

Alte Strukturen, die Alleinstehende ehedem nutzten, wie die Kirchen, fielen mehr und mehr weg. Im Idealfall könnten sich Senioren bei einer Ehrenfelder Nachbarschaftshilfe nicht nur Kurzweil und Kontakt bieten, sondern tatsächlich auch unter die Arme greifen, Angebote vernetzen. Vorbild ist das Alsenwohnzimmer mit seinem Repair-Café. „Die Rentner sind heute gut ausgebildet und rüstig. Viele wünschen sind händeringend ein Betätigungsfeld.“

Dagmar Bartsch begleitet Demenzkranke. Sie kennt die Bedürfnisse älterer Menschen: „Wir alle wollen doch in unserer gewohnten Umgebung bleiben, auch, wenn wir Hilfe benötigen.“ Seit 14 Jahren lebt sie an der Drusenbergstraße, unter „auffällig vielen älteren Menschen“. Sie wünscht sich einen Treffpunkt in Wohnungsnähe.

Menschen auf witzige Weise ansprechen

„Ideal wären später mehrere kleine Treffpunkte innerhalb vom Ehrenfeld“, ergänzt Barbara Jessel. Es habe zu tun mit der eigenen Bedürftigkeit: „Wer kann was, wer bringt welche Fähigkeiten ein, ob für Einkaufs- oder Alltagshilfen, Reparaturen oder auch nur als Austausch.“ Die Wünsche der Bewohner wollen die Frauen zunächst abfragen, wollen Flyer entwerfen und die Menschen auf witzige Weise ansprechen: Wo fehlt Barrierefreiheit, wo kann man während des Bummels im Ortsteil auf die Toilette? („Ältere müssen häufiger“).

Das, was die beiden Ehrenfelderinnen auf die Beine stellen wollen, stellt für die neu installierten Seniorenbüros den Idealfall dar. Denn ohne den freiwilligen Einsatz von Älteren für Ältere in der Nachbarschaft können keine Hilfsstrukturen aufgebaut werden.

Dagmar Bartsch: „Ich mache das lieber selbstbestimmt, auch, wenn es ebenso Sozialarbeit ist.“ Ihre Mitstreiterin Barbara Jessel findet: „Nachbarschaftshilfe ist keine Einbahnstraße. Wenn ich etwas gebe, mache ich es nicht uneigennützig; ich weiß, ich bekomme etwa zurück.“