„Wenn ich das orange-rote Fell in den gold-grünen Blättern des Urwalds unter dem blauen Himmel sehe, dann kann ich dieser Schönheit manchmal gar nicht glauben.“ Die Bochumerin Signe Preuschoft gerät ins Schwärmen, wenn sie über ihre Arbeit spricht. Am Sonntag ist sie dafür wieder in die weite Ferne aufgebrochen. Auf Borneo arbeitet sie für die Tierschutzorganisation Vier Pfoten und wildert dort verwaiste Orang-Utan-Kinder aus.

Seit 2009 ist die Verhaltensforscherin und promovierte Zoologin in regelmäßigen Abständen für mehrere Monate auf der Insel. Sie leitet mit Biologen, Geografen und Tierärzten die 86 000 Hektar große Auswilderungsstation in der Nähe des Ortes Balikpapan. Zur Zeit haben die Tierforscher vier Babys in der „Ausbildung“, wie Preuschoft sagt: „In unserer Waldschule leben die Orang-Utan-Kinder mit den Menschen und wir ‚üben’ dort mit ihnen.“

Der Hintergrund, warum die kleinen Menschenaffen in der Station gelandet sind, ist traurig und schockierend. Ihr Lebensraum wird vom Menschen ausgebeutet für Palmölplantagen und den Abbau von Kohle. Der Urwald und seine Bewohner müssen weichen. „Die Orang-Utans werden getötet, doch ihre Babys werden oftmals am Leben gelassen“, erklärt Preuschoft: „Die Behörden konfiszieren die Primaten und wissen nicht richtig, was zu tun ist.“ Vier Pfoten kämpft dann für die Kleinen, damit sie nicht als Haustiere enden oder gar an die Unterhaltungsbranche verkauft werden, um in TV-Sendungen auftreten zu müssen. Preuschoft zeigt den Orang-Utans in der Waldschule dann all die Dinge, die die Kinder eigentlich von der Affenmama lernen sollten – wie sie sich ein Schlafnest bauen, wie sie sich aus dem Wald ernähren können und wie man sich im Wald nicht verläuft.

„Wir lernen im Spiel“, sagt die 53-Jährige: „Die Kinder schauen zu und weil sie so neugierig sind, bekommt man schnell ihre Aufmerksamkeit.“ Wird ein Tier ausgewildert, bekommt es einen Peilsender eingepflanzt. So wissen die Forscher, ob sich das Tier noch bewegt und lebt. Auch der enge Kontakt zu den Einheimischen sei der Verhaltensforscherin sehr wichtig. Sie kann sich sogar in der Landessprache verständigen. Nur durch die Unterstützung der Indonesier, so sagt sie, könne für den Artenschutz sensibilisiert werden: „Nachhaltig möchte ich, dass das Projekt komplett an die Indonesier übergeben wird und ich aus der Rolle der Projektleitung langsam ausscheide.“

Als Heldin sehe sie sich nicht: „Die wahren Helden sind die Menschen, die Patenschaften für die Orang-Utans übernehmen, und somit das Projekt erst ermöglichen.“